Dechow, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland

Die Gemeinde Dechow liegt in der Planungsregion Westmecklenburg und gehört zum Amt Rehna. Sie ist als Fremdenverkehrsentwicklungsraum ausgewiesen und besitzt natürliche Eignungen für die Landwirtschaft. Der Ort zählt 234 EinwohnerInnen und mit fast 100 Kindern und Jugendlichen wohl zu den jüngsten Dorfgemeinschaften im diesjährigen Wettbewerb.

Bis 1945 war Dechow Teil des Herzogtums Lauenburg (Schleswig-Holstein). Als durch das „Barber -Lyashenko-Abkommen“ der Grenzver lauf in der Schaalseeregion neu geregelt wurde, kam der Ort zu Mecklenburg und somit zur sowjetischen Besatzungszone. Daraufhin verließen bis auf zwei Familien alle EinwohnerInnen das Dorf, während zahlreiche Flüchtlinge,  vorwiegend aus dem Sudetenland, zuzogen. Mit dem Mauerbau 1961 wurde der Ort, nur wenige Kilometer von der deutsch-deutschen Grenze entfernt und somit im Sperrgebiet, erneut abgeriegelt. Der Fall der Mauer 1989 schuf neue Perspektiven. Da aber für 90 Prozent der Flächen die Eigentumsfrage ungeklärt war, konnte die Ortsentwicklung erst Ende der neunziger Jahre anlaufen.

Die sehr konstruktive Durchmischung von eingesessenen EinwohnerInnen und ZuzüglerInnen (rund 50 Prozent), die große Bereitschaft, dörfliche Zukunft oft auch unkonventionell auf einer fast ganz neuen Grundlage zu schaffen, und das beständige gemeinsame Nachdenken über Entwicklungsfragen, in das viel Fachkompetenz einfließt, lassen Dechow als Ort er scheinen, der seine verlorene Vergangenheit in einem Schnelldurchlauf nachholt und dabei wohl über legt nachhaltige Strukturen aufbaut. Als Leitbild haben die Dechower dabei ihr „Konzept des lebendigen Dorfes“ vor Augen.

So wurde die weitgehend verwahrloste Dorfkneipe im Ortszentrum zu einem multifunktionalen Dorfhaus umgebaut und dient heute als Treffpunkt für Geselligkeit und Ort der Kultur. Die benachbarte, bereits verfallene Stallung wurde wiedererrichtet und zu einer ehrenamtlich geführten Herberge für Jugendgruppen und Touristen ausgebaut. Ergänzt wurde das Projekt durch ein naturkundliches Museum, das in Eigenleistung konzipiert und museumspädagogisch sehr ansprechend eingerichtet wurde. Hiermit schlägt das Dorf einen Bogen zum UNESCO-Biosphärenpark Schaalsee, dessen Auflagen deutlich als Chance und kaum als Last für die weitere Entwicklung gesehen wer den. Denn die wirtschaftliche Zukunft des Ortes liegt für alle in einem sanften Tourismus, der im Ort behutsam gefördert und geschickt integriert wird.

Dechow verfügt noch über alte, erhaltenswerte Bausubstanz – zum Teil im Fachwerkbau. Das Bewussten für dessen Wert ist groß und spiegelt sich auch in einer Gestaltungssatzung wider. Gleichzeitig bemühen sich die Gemeinde und engagierte Dorfein wohnerInnen beständig, das Verständnis für diese dörflichen Baudenkmäler zu stärken.

Die günstige Lage in einer reizvollen Naherholungsregion für die umliegenden Räume, das große soziale Miteinander einer wohl noch immer recht heterogenen, jungen Dorfgemeinschaft, und die ausgeprägte Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement in Vereinen und für die Dorfgemeinschaft haben in Dechow im Verlauf der letzten zehn bis 15 Jahre beachtliche Kräfte freigesetzt, die eine ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung in Gang gebracht haben.

Das Konzept des lebendigen Dorfes wurde in Dechow trotz ungünstigster Voraussetzungen im vergangenen Jahrzehnt zielstrebig und kreativ angedacht und schrittweise umgesetzt.

Evaluiert: 2008