Schleching, Bayern, Deutschland

Die Gemeinde Schleching liegt landschaftlich reizvoll zwischen dem Chiemsee und den Chiemgauer Alpen und zählt 1.700 EinwohnerInnen, die in sieben verschiedenen Ortschaften leben. Das gesamte Gemeindegebiet umfasst 45 km2, wovon mehr als ein Drittel hochwertige Naturschutzgebiete darstellt. Traunstein und Rosenheim sind jeweils 35 km, die Landeshauptstadt München ca 100 km entfernt. Auffallend ist die hohe Zahl von knapp 1.000 Zweitwohnsitzen.

Der Entwicklungsprozess der Gemeinde Schleching begann Mitte der 90er-Jahre mit dem Bestreben, die landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern, die Natur- und Kulturlandschaft zu erhalten sowie naturverträglichen Tourismus und umweltfreundliche Energien zu fördern. Ziel ist es, eine ganzheitliche, ökologische und zukunftsorientierte Gemeindeentwicklung unter Einbeziehung aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche zu erreichen. Dabei setzt man auf Kontinuität, Bewusstseinsbildung, Ausgewogenheit zwischen Bottom-up und Top-down, breite Beteiligung von BürgerInnen, vorbildliche Einbindung der Vereine und öffentlichen Einrichtungen, regelmäßiges Hinzuziehen von ExpertInnen aus den verschiedensten Fachgebieten und interkommunale Kooperationen.

Schleching ist Mitglied mehrerer lokaler, interkommunaler und regionaler Netzwerke wie Allianz der Alpen, Alp-House (EU-Projekt) und Ökomodell Achental. Beispielgebend ist das  Ökomodell Achental, das aus dem in den 1990er-Jahren gegründeten Ökomodell Schleching hervorgegangen ist und heute eine Kooperation von 21 Kommunen mit sehr guten Beispielen für eine nachhaltige Kommunalpolitik darstellt.

Die traditionelle Land- und Forstwirtschaft wird unter Berücksichtigung einer nachhaltigen Kulturlandschaftsentwicklung gesehen. So gibt es überwiegend Biobetriebe, Urlaub auf dem Bauernhof, ausgeprägte Kulturlandschaftspflege, Almbewirtschaftung, Natur-Lehrpfad usw. Bemerkenswert ist die angemessene, naturnahe Badeteichsanierung in Verbindung mit maßstäblicher touristischer Nutzung.

Der Umgang mit den natürlichen Ressourcen und die Nutzung erneuerbarer Rohstoffe erfolgt verantwortungsvoll und umweltverträglich. Seit 1919 exisitiert eine Elektrizitätsgenossenschaft, auch der Biomassehof Achental ist ein regionaler Motor in der Energieversorgung. Weitere signifikante Akzente bilden die zentrale Hackschnitzelheizung, ein Nahwärmenetz, die energetische Sanierung der Gemeindegebäude, die Teilnahme an den EU-Projekten Alp-House und Alpstar sowie eine  Machbarkeitsstudie für ein Fließwasserkraftwerk.

Nahversorgung und Erwerbsmöglichkeiten werden durch Initiativen zur Stärkung der zahlreichen lokalen Handwerksbetriebe und eine ausgezeichnete Gastronomie, die regionale Produkte verwendet, gewährleistet. Die Errichtung eines Dorfladens ist in Planung.

Die Siedlungsentwicklung ist charakterisiert durch eine zurückhaltende Baulandausweisung, Nachverdichtung und Sanierung sowie durch kompaktes, energieeffizientes und landschaftgerechtes Bauen, das ortstypische und ökologische Aspekte berücksichtigt sowie für kurze Wege und dörflich geprägte öffentliche Räume sorgt. Schützenswerte Bausubstanz wird liebevoll saniert und umgenutzt. Neubauten erfolgen konsequent nach der ortseigenen Baufibel. Besonders hervorzuheben ist die Auseinandersetzung mit den öffentlichen Räumen und die Reduzierung und Verlegung von Straßentrassen, die eine neue Dorfmitte mit Rathaus, Schule, Bürgerhaus, Musikpavillon, Kindergarten und Feuerwehrhaus ermöglichten.

Das gesellschaftliche Engagement und die Motivation der DorfbewohnerInnen sind deutlich zu spüren. „Mitdenken Mitplanen Mitgestalten“ lautet das Motto der Schlechinger Dorferneuerung und alle Generationen, Nationalitäten und Minderheiten, Männer und Frauen sind, vielfach über die zahlreichen Vereine, an den Dorfentwicklungsprozessen und am dörflichen Geschehen beteiligt. So unterhalten Rentner Wanderwege, sind Ruheständler als Wanderführer tätig, bepflanzen Jugendliche den Zellersee, fungiert der Skiklub als Liftbetreiber, leiten Frauen Vereine und erledigen Zugezogene PR-Aktivitäten.

Das Betreuungsangebot ist beispielhaft Kinder können ab dem ersten Lebensjahr den Kindergarten besuchen, der Mittags- und Ferienbetreuung auch für Grundschulkinder anbietet. Ein sogenannter Mehrgenerationenplatz fördert das Miteinander und die Kommunikation aller. Bemerkenswert ist die Installation von Jugend-, Familien-, Behinderten-, und Seniorenbeauftragten als Ansprechpartner, Unterstützer und Motoren.

Das Motto „Der Zukunft auf der Spur“ wurde schon Mitte der 1990er-Jahre mit dem weitblickenden Bestreben, die Attraktivität des Lebens- und Naturraumes zu erhalten und zu verbessern sowie die regionale Wertschöpfung zu steigern, gelebt. Mit den signifikanten Schwerpunkten Landwirtschaft, Natur, Tourismus und Energie hatte man die richtige Wahl getroffen.

Evaluiert: 2012