Balow, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland

Die Gemeinde Balow liegt etwa 50 km südwestlich der Landeshauptstadt Schwerin und zählt 336 EinwohnerInnen, wobei der  Anteil der Jugendlichen bei 25 % liegt. Die Entfernung zum Amtssitz beträgt zwölf und zum Kreissitz Parchim ca. 30 km. Über die Autobahn A 24 Hamburg-Berlin ist die Gemeinde gut erreichbar.

Das ehemalige Gutsdorf war ab 1960 bis zur Wende LPG-Sitzort und zählt in Deutschland zu den strukturschwachen Räumen. Der Anteil der Auspendler beträgt etwa 90 %. Die Versorgung der EinwohnerInnen erfolgt über mobile Verkaufsläden, so dass die BalowerInnen von sich behaupten, „besser versorgt zu sein als manche BewohnerInnen von Kleinstädten“. 2010 war Balow Initiator, Gastgeber und aktiver Teilnehmer eines Leader-Workshops zum Thema „Daseinsvorsorge“.

Die Dorfentwicklung startete 1998 unter fachlicher Anleitung und wissenschaftlicher Begleitung. Mehr als 40 der in „Zukunftswerkstätten“ entwickelten Vorhaben wurden unter maßgeblicher Beteiligung der BürgerInnen und der örtlichen Vereine bereits realisiert. Von 1998 bis 2000 war die Gemeinde ein Projektdorf des Bundesmodellprojektes „Ein Dorf für Kinder – ein Dorf für alle“, was bis heute dem Leitbild der Gemeinde entspricht. Projekte und Investitionen werden sehr bewusst und im Sinne ökonomischer Nachhaltigkeit geplant und jedes fünfte Jahr einer Evaluierung unterzogen. Grundsätzlich wird angestrebt, dass mit Fördergeldern geschaffene kommunale Einrichtungen für den laufenden Betrieb keine Zuschüsse benötigen.

Im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit unterstehen alle öffentlichen und kommunalen Einrichtungen einer Wärmedämmungsverordnung. Im Dorfzentrum gibt es keine öffentlichen Neubauten, sondern nur Umnutzungs- und Renovierungsobjekte. Die Grundschule im ehemaligen Gutshaus sowie das Kultur- und Kommunikationszentrum im ehemaligen Pferdestall wurden mit bescheidenen Mitteln auf Basis sorgfältiger Planung qualitätsvoll restauriert und revitalisiert.

Die Flächen rund um Balow werden von der Balow & Möllenbecker Landerzeuger GmbH nach guter fachlicher Praxis bewirtschaftet. Für einen Teil der Grünlandflächen ist vertraglich eine extensive Bewirtschaftung vereinbart. Die Steuereinnahmen für die Gemeinde sind allerdings bescheiden, da sich der Standort der Landerzeuger GmbH im Nachbardorf Dambeck befindet.

Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen am aktiven Gemeindeleben besitzt in Balow Priorität. Der im Projekt „Ein Dorf für Kinder – ein Dorf für alle“ gegründete Kinder- und Jugendrat qualifiziert seine Arbeit laufend. Seine Stimme hat Gewicht im Gemeinderat und seine Empfehlungen haben erheblichen Einfluss auf alle Entscheidungen, die die Dorfentwicklung betreffen. Andere Gemeinden der Region sind diesem Vorbild gefolgt und gründeten ebenfalls Kinder- und Jugendräte.

Das Handeln aller Generationen für- und miteinander und die gelebte Familienfreundlichkeit vermitteln den BürgerInnen ein Gefühl der Geborgenheit. Damit dies so bleibt, wurde eine „Dörfliche Begegnungsstätte“ als Dachverein der sieben ortsansässigen Vereine und Initiativen sowie als Koordinator des ehrenamtlichen Engagements gegründet. Die vielfältigen Angebote des Vereins für alle Generationen machen das Leben im Dorf attraktiv und stärken die Identifikation.

Die Gemeinde Balow „schmort nicht nur im eigenen Saft“, sondern engagiert und beteiligt sich auch an regionalen und überregionalen Initiativen, Aktivitäten und Verbänden. Man tritt selbstbewusst auf, zeigt sich verantwortungsbewusst und entwickelt damit eine Strahlkraft, die Balow attraktiv macht und manche ehemalige BewohnerInnen wieder zurückführt. Für alle, egal ob Neu- oder AltbürgerInnen, hat Balow ein hohes Maß an Lebensqualität zu bieten, weil dörfliche Strukturen bewusst erhalten und den neuen Anforderungen angepasst werden, weil man seine Bedürfnisse und Grenzen kennt, weil man öffentliche Mittel nachhaltig einsetzt und durch freiwillige Leistungen mehrt, was vor allem deshalb so gut funktioniert, weil ehrenamtliches Engagement vielfältige Unterstützung und hohe gesellschaftliche Anerkennung erfährt. Kurz und gut: Der „Balower Weg“ weist in die Zukunft!

Evaluiert: 2012