
Korňa, Kreis Žilina, Slowakei
Korňa ist eine kleine Gemeinde, unweit der tschechischen Grenze gelegen, die von der umgebenden Berglandschaft, großen Waldflächen und unter Schutz stehender Natur geprägt wird. Neben dem für die Gemeinde namensgebenden Dorf im Tal befinden sich auf den umgebenden Hügeln Streusiedlungen, die sich aus rund 80 kleinen Gebäudekomplexen oder einzelnen Häusern oder Gehöften zusammensetzen. Die Gemeinde muss dadurch ein fast 70 km langes Straßennetz erhalten. Bestimmend ist in diesem Zusammenhang schließlich auch das baukulturelle Erbe: Während die für die Region charakteristische Holzarchitektur im Ortskern kaum noch vorzufinden ist, prägt sie nach wie vor den Gebäudebestand der Streusiedlungen.
Die naturräumlich zwar wertvolle, aber insgesamt periphere Lage des Dorfes und der Mangel an Arbeitsplätzen führten zu Abwanderung und Überalterung. Im Jahr 2018 startete man in der Gemeinde aber einen umfassenden Dorferneuerungsprozess, um das Blatt zu wenden. Ein Team engagierter Menschen begann gemeinsam mit der jungen Bürgermeisterin und Fachleuten, eine neue Strategie zu erarbeiten, um die Attraktivität von Korňa insbesondere für Jugendliche, junge Erwachsene und Familien deutlich zu steigern. Bei der Umsetzung der auf Basis der Strategie entwickelten Projekte sind die zahlreichen Vereine und auch einige Unternehmen wesentliche Stützen. Nicht zuletzt zielte der Erneuerungsprozess auch in hohem Maß auf die Stärkung der dörflichen Gemeinschaft, die Pflege identitätsstiftender Traditionen und die Daseinsvorsorge ab. Und obwohl der Entwicklungsprozess noch vergleichsweise jung ist, konnten bereits erste Erfolge in Richtung einer nachhaltigen Trendwende verbucht werden. Die Nahversorgung konnte gesichert werden und die Zahl der Arbeitsplätze steigt dynamisch an, insbesondere weil man großes Augenmerk auf den Ausbau des touristischen Angebotes gelegt hat, das die Lebensqualität in der Gemeinde nicht nur für Besucher:innen, sondern auch für Einheimische deutlich verbessert hat.
Obwohl die finanzielle Situation der Gemeinde Korňa die Verwirklichung so mancher großer Wunschprojekte nicht erlaubt, gestalten die Gemeindeverantwortlichen und mit ihnen zahlreiche ehrenamtlich tätige Einwohnende mit vielen kleinen Schritten lustvoll die Zukunft ihres Lebensraumes einer einzigartigen Kulturlandschaft und intakter Natur.
Die Lage der Gemeinde Korňa, ihre landschaftlich ansprechende, naturbelassene Umgebung und die darauf basierenden Traditionen bieten eine gute Grundlage für die Entwicklung des Tourismus als wirtschaftliches Standbein, weshalb ein deutlicher Fokus auf Initiativen in diesem Bereich gelegt wurde. Mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die touristische Attraktivität entsprechend zu steigern und insbesondere die Zielgruppe durch eine gezielte Verbreiterung des Spektrums an touristischem Angebot zu erweitern. Ob Pilgernde, Wanderbegeisterte, Radfahrende oder Reitende – sie alle finden als Gäste in Korňa heute das, was sie suchen. Die Entwicklungsprozesse zeichnen sich durch eine enge und gut koordinierte Zusammenarbeit verschiedener lokaler Player aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung aus und beinhalten sowohl Gemeinschafts- als auch Eigeninitiativen.
Korňa beheimatet mit der „Mariánske pútnické miesto Živčáková“ eine der bekanntesten Wallfahrtskirchen der Slowakei, die jährlich von rund 5.000 Gläubigen besucht wird. Um den Wallfahrenden mehr zu bieten wurde beispielsweise eine neue Pilgerhütte errichtet, die rasch zu einem touristischen Ziel geworden ist, das nicht nur von Pilgernden frequentiert wird.
Anziehungskraft auf Besucher:innen aus Nah und Fern möchte man aber auch mit der Bewahrung und Pflege von Traditionen ausüben. Die dafür geschaffenen Räume und Plätze sind freilich nicht nur als touristische Attraktionen gedacht, sondern dienen vor allem auch den Einheimischen als Zentren, in denen sie Gemeinschaft pflegen können. Als Beispiel dafür ist das unmittelbar neben dem Sportplatz errichtete Freilichtmuseum zu nennen, dessen Baukörper und Fassade das bauhistorische Erbe widerspiegeln. Auch der am Waldrand gestaltete „Lipaplatz“, ein multifunktionaler Gemeinschaftsplatz rund um drei Linden, die sich sogar auf dem Gemeindewappen finden und ein wichtiger Identifikationspunkt für den Ort sind, ist ein gutes Beispiel für die gleichzeitige Nutzung durch Tourist:innen und Einwohnende. Der Platz dient auch als Zentrum für die örtlichen Imker:innen und bietet in traditionellen Holzhütten (Lipahäuser) neben den Bienenstöcken und Imkereigeräten auch ansprechende Informationen über Bienen und die Imkerei.
Neben der Nutzung von Fördermitteln arbeitet die Gemeinde auch mit Unternehmen zusammen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Hotelprojekt Panoráma Ranč – eine Berghütte in den Beskiden, die von einem kanadischen Heimkehrer betrieben wird und von Tourist:innen nicht zuletzt wegen des herausragenden Panoramablicks geschätzt wird. Neben der Erweiterung der Übernachtungskapazitäten wurden auch das Wanderwege- und das Radwegenetzt ausgebaut und Vermarktung und Vertrieb regionaler kulinarischer Produkte wie Schafkäse, Honig oder Bäckereiwaren professionalisiert. Damit werden auch die Wertschöpfung auf breitere Beine gestellt und zusätzliche Arbeitsplätze gesichert oder neu geschaffen. Die Gemeinde Korňa ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Steigerung der touristischen Attraktivität und die Bewahrung der dörflichen Identität einander nicht nur widersprechen müssen, sondern sogar Hand in Hand gehen können.
Evaluiert: 2024