Ascha, Bayern, Deutschland

Die Gemeinde Ascha liegt im Tal der Kinsach, einem Nebenfluss der Donau, im Übergang vom fruchtbaren Gäuboden zum Bayerischen Wald, d. h. großräumig entlang der tschechischen Grenze, südöstlich von Regensburg, nördlich von Straubing und nordwestlich von Deggendorf. Sie zählt insgesamt ca. 1.500 Ein wohnerInnen und umfasst die Ortsteile Geschwent, Willerszell sowie weitere 24 Weiler und Einzelgehöfte. Die Einwohnerzahl stieg in den letzten 20 Jahren um 35 Prozent, während im gleichen Zeitraum bei den Ar beitsplätzen ein Plus von 50 Prozent verzeichnet werden konnte. Der Zuwachs betrifft vornehmlich das Handwerk (+15 Betriebe), den Handel (+32 Betriebe) und den Dienstleistungs sektor (+31 Betriebe).

Der Entwicklungsprozess in Ascha wurde 1989 durch den Widerstand der BürgerInnen und der Gemeinde gegen eine geplante Mülldeponie im Spitalwald eingeleitet. Diese Aufbruchstimmung stärkte das Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit und bewegte die BürgerInnen dazu, sich in Arbeitskreisen der Dorferneuerung und später der Agenda 21 zu engagieren. Aus Betroffenen wurden Beteiligte.

Absolute Highlights und durchgängige Prinzipien der Dorfentwicklung sind der verantwortungsvolle Umgang mit den Ressourcen und die Nutzung erneuerbarer Rohstoffe. So wurden Anreize für umwelt ge rechtes Bauen unter Nutzung passiver Solarenergie geschaffen und kreative, effiziente Energiesparaktionen durchgeführt. Als vorrangige Energiequellen dienen Nahwärme aus Hackschnitzelholz, eine Bürger-Solaranlage auf dem Dach der gemeindeeigenen Mehrzweckhalle, Sonnen kollektoren zur Warmwasser Aufbereitung, die gemeinschaftlich und damit preisgünstig angeschafft wurden, sowie eine Biogasanlage. Zwischenfazit: Der Energie verbrauch konnte seit 2001 um 44 Prozent gesenkt werden und 86 Prozent des verbrauchten Stroms sowie ein Drittel des Wärmebedarfs werden aus nachwachsenden Rohstoffen gedeckt, was eine jährliche Einsparung von rund 3.300 t CO2 bewirkt.

Auch im Bereich der Siedlungsentwicklung setzt Ascha auf Ressourcenschonung. Dies manifestiert sich in einem beispielhaften Flächenmanagement, das auf Verdichtung und Umweltgerechtigkeit abzielt. So entstand direkt im Ortskern nach Auslagerung eines Gewerbebetriebes das Wohngebiet „Am Mühlbach“, das Flächen sparende, dorfgemäße und kostengünstige Wohnungen, Mehr- und Einfamilienhäuser, die durch eine nachbarschaftliche Wohnkultur gekennzeichnet sind, sowie auch Dienstleistungs betriebe um fasst. Be -son dere Erwähnung verdient auch das Wohngebiet Deglholz, das hohen ökologischen Anfor derungen gerecht wird und in dem umweltgerechtes Bauen belohnt wird. Darüber hinaus sind zahlreiche Beispiele gelungener Umnut zungen zu nennen: Die alte Schule wurde zum Bürgerhaus, ein ehemaliges Gasthaus zu einem Bildungszentrum für nach wachsende Rohstoffe und ein wieder aufgebauter Troidkasten im Obstlehrgarten dient heute als Vereinsheim.

Ascha präsentiert sich als attraktiver Wirtschaftsstand ort. Die Betriebe sind vielfach miteinander vernetzt und mit der Landwirtschaft verschränkt. Die örtlichen Bauern bekennen sich dazu, ihr Anbaugebiet frei von Gentechnik zu halten und die Kulturlandschaft zu erhalten, setzen insbesondere auf Direktvermarktung etwa durch Bauernmärkte und Bauern läden und finden im von ihnen initiierten Bio mas sewerk Absatz für ihr Holz.

Das soziale und kulturelle Leben in der Dorfgemeinschaft wird groß geschrieben. Alle Bevölkerungsgruppen, Junge und Alte sind eingebunden. Die Aktivitäten sind vielfältig und reichen vom Kindergarten über zahlreiche andere wertvolle soziale Einrich tungen bis zum Seniorentreff. Man versteht es, Feste zu feiern, engagiert sich in Hilfsprojekten und forciert eine ökologische Kindererziehung in Schule und Kindergarten. Ein Lehrbienenstand, ein Obstlehrgarten, attraktive Naherholungseinrichtungen und eine ausgeprägte Bürgerbeteiligungskultur, die durch entsprechende Strukturen gefördert und gewährleistet wird, sind weitere Pluspunkte für die hohe Lebensqualität in Ascha und Beweis dafür, dass hier das Motto „Zukunft durch gesellschaftliche Innovationen“ tatsächlich gelebt wird.

Evaluiert: 2008