Alsómocsolád, Komitat Baranya, Ungarn

Alsómocsolád liegt in Transdanubien am nördlichen Rand des Komitats Baranya, rund 60 km von den Komitatszentren Pécs, Kaposvár und Szekszárd entfernt. Gegen Osten ist die Landschaft um das Dorf hügelig, im Westen liegen drei große Fischteiche mit 138 ha. Die Siedlungsstruktur des Ortes, der nur über eine Sackstraße zu erreichen ist, zeigt sich traditionell dörflich, vorwiegend mit Einfamilienhäusern bebaut. Zwischen 1949 und 2000 hat sich die Zahl der EinwohnerInnen von 749 auf 348 halbiert, seit 2007 ist die Bevölkerung durch Zuwanderung langsam auf derzeit 380 Einwohner gewachsen.

Das „neue Leben“ begann 1991, als Alsómocsolád wieder selbstständige Gemeinde wurde und die Dorfentwicklung mit dem Ziel startete, die Gemeinschaft des Dorfes zu stärken und lebensfähig zu gestalten, und zwar durch die eigene Energie der Einwohner, mit Investitionen in Infrastruktur, Institutionen und Arbeitsmöglichkeiten, über die Begleitung durch einen stabilen Kreis von ExpertInnen, durch Dienstleistungen zur Hebung der Lebensqualität sowie über regionale und nationale Zusammenschlüsse und Netzwerke.

Unter Einbeziehung der BürgerInnen wurden auf Basis eines Projektplanes zahlreiche Maßnahmen realisiert, die hier nur stichwortartig angeführt werden können: Ausbau des Straßennetzes, Versorgung mit Trinkwasser, Fernsehen und Internet, Kanalisation mit Bio-Kläranlage, Tele-, Gesundheits-, Dienstleistungs- und Gemeindehaus, Leichenhalle, Jugendherberge, Waldsport- und Festivalplatz, Altersheim, Gasthaus und Konferenzzentrum, Ansiedelung von Institutionen wie Postamt, Kreisnotariat, Dorfpflegedienst und Bibliothek sowie Schaffung beachtlicher Bildungsangebote und Beschäftigungsprogramme. Zur Bewirtschaftung der Nutzflächen gibt es zwei von der Gemeinde gegründete Agrar-Unternehmen: aus dem Jahr 2000 eine Genossenschaft für Getreidevermarktung und seit 2002 die Magro 2002 GmbH, die den Großteil der landwirtschaftlichen Flächen der Gemeinde nach Richtlinien der Agrar-Umweltprogramme bewirtschaftet. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Thema Energiesparen in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen gewidmet.

in Alsómocsolád stehen 19 Objekte unter lokalem Denkmal- oder Naturschutz und seit 2004 gelten Flächennutzungs- und Bebauungspläne. Jedes Jahr im Sommer finden „Bildhauerwochen“ statt. Die dabei hergestellten Objekte werden im Ort oder in den Fluren aufgestellt und prägen so das Ortsbild. Um Traditionen und Sprache lebendig zu halten, hat die Gemeinde mehrere Bücher und Schriften herausgegeben, die den Familien im Dorf kostenlos zukommen. Weiters werden nahezu wöchentlich verschiedene kulturelle, sportliche oder gesellschaftliche Veranstaltungen organisiert. Das Vereinsleben ist ebenfalls sehr rege und vielfältig.

Beispielhaft ist die soziale Versorge, die entweder im eigenen Wirkungsbereich der Gemeinde oder im interkommunalen Verbund unter Bedachtnahme auf ökonomische Synergieeffekte umgesetzt wird. Neben den damit geschaffenen 21 Arbeitsplätzen ist hier besonders der Dorfwirt zu nennen, der das Mittagessen für die Sozialen Dienste liefert, Medikamente besorgt, Krankentransporte übernimmt und damit einen Zuerwerb hat. Zentraler Punkt ist das Altersheim „Herbstlicht“, das den 40 HeimbewohnerInnen, die aus Alsómocsolád und den umliegenden Dörfern kommen, ein komplexes Angebot an Dienstleistungen anbietet. Von dort aus wird auch die mobile Tagesversorgung für jene 29 SeniorInnen organisiert, die noch zu Hause leben können. Besondere Erwähnung verdienen auch das Programm „Brücke der Generationen“, das auf einen gegenseitigen Erfahrungsaustausch zwischen Jüngeren und Älteren abzielt, die Tatsache, dass die Jugendlichen, die deutsche Minderheit und die Roma eigenständige Selbstverwaltungen haben, dass die Gemeinde die Vereine finanziell unterstützt und die Zuwanderung von Jugendlichen und Fachleuten mit Zuschüssen fördert.

So gesehen ist Alsómocsolád eine Fundgrube der Energien, die in ausbalancierter Weise zur Erhaltung der Traditionen, zur Realisierung von Innovationen, zur Schaffung von Allianzen und zur Verbesserung der innerörtlichen Lebensqualität und Zusammenhörigkeit eingesetzt werden.

Evaluiert: 2010