Elster (Elbe), Sachsen-Anhalt, Deutschland

Die Gemeinde Elster/Elbe mit 2.558 EinwohnerInne liegt südlich der Endmoräne „Fläming“ im Urstromtal der Elbe, fast mittig zwischen der Groβstädten Berlin, Halle/Leipzig, Magdeburg und Dresden. Die Bundesstraße führt direkt durch den Ort. Drei Viertel der Gemarkung sind Ackerflächen. Die Mündung der Schwarzen Elster in die Elbe am Elbbogen gab der geschichtsträchtigen Siedlung mit recht wechselhafter Vergangenheit vor den Toren der Lutherstadt Wittenberg ihren Namen. Die reiche Naturraumausstattung im Biosphärenreservat Mittelelbe mit zahlreichen naturschutzrelevanten Flächen verleiht der Landschaft einen einzigartigen Charakter.

Der Fluss hat viele Jahrhunderte die Wirtschaft geprägt. Elster war bis zum Kriegsende ein bedeutender Schifferort, im Jahr 1893 wurde sogar eine eigene Schifferschule gegründet. Nach Kriegsende wechselten die meisten Schiffer ihren Beruf und fanden Arbeit in den Industriebetrieben in Wittenberg. Heute gibt die Elbe dem Dorf eher einen touristischen Impuls. Neben dem Aspekt des Boots-Tourismus führt der Elbe-Fernradweg durch Elster. Darauf sind bereits 3.000 Übernachtungen pro Jahr zurückzuführen, wobei 85 % davon im Zeitraum von April bis Oktober liegen. Das touristische Angebot wird durch einen Campingplatz mit 40 Zeltstellflächen und 40 Stellplätzen für Wohnmobile ergänzt.

Die Einwohnerentwicklung der letzten 40 Jahre ist rückläufig. Elster hat in diesem Zeitraum einen Rückgang von 18,1% zu verzeichnen – deutlich weniger als der Landkreis Wittenberg mit 25% und das Land Sachsen-Anhalt mit 26%. Gründe dafür liegen in der hohen Lebensqualität durch das Bildungsangebot vor Ort, in den überaus attraktiven und vielfältigen Sporteinrichtungen (Stadion, Sporthalle, Kegelbahn, Tennisplätze, Crossgolf, Unihockey etc.), in dem bunten und regen Vereinswesen sowie in den aktiven Bürgerbeteiligungsprozessen, die das ausgeprägte individuelle Engagement fast selbstverständlich erscheinen lassen. 2008 wurde Elster im Landeswettbewerb «Kind- und familienfreundlichste Gemeinde» mit dem 3. Platz ausgezeichnet.

Vor 1990 gab neben der Landwirtschaft ein großes Betonwerk den BürgerInnen Arbeit, heute dominiert neben kleineren Gewerbebetrieben ein Spezial-Autozulieferer den Gewerbestandort. Die Landnutzung wird vom Ackerbau sowie vom Windpark Elster geprägt, der 54 Anlagen umfasst und damit mehr als zwei Drittel der EinwohnerInnen des gesamten Landkreises Wittenberg versorgt. Gegenwärtig wird er um zusätzliche vier Anlagen erweitert. Die regenerative Energienutzung wird im privaten und gewerblichen Bereich durch Solardächer und Geothermie ergänzt. Auch eine Biogasanlage geht heuer noch in Betrieb. Der ökologische Ansatz spiegelt sich auch in der energetischen Sanierung der kommunalen Einrichtungen wie auch in der Umnutzung ehemals versiegelter Betonwerksflächen zu einem öffentlichen Freizeitpark wider.

Bemerkenswert ist der Umgang mit dem öffentlichen Raum. Der Marktplatz als auch die Elb-Promenade mit Autofähren-Anleger wurden als attraktive Aufenthaltsoret für Jung und Alt, für BewohnerInnen und Gäste unter Bezugnahme auf lokale Themen neu gestaltet. Die historischen Fischer-, Speicher- und Bauernhäuser prägen auch nach ihrer Umnutzung markant das Ortsbild, dem nachgeordnet erfolgte die Einbindung von Verkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen rückwärtig des Marktes und einer altengerechten Wohnanlage sowie der Ausbau des Vereinshauses mit drei Museen. In einem anspruchsvoll sanierten und umgebauten Vierseitenhof im Ortsteil Meltendorf wurde eine Einrichtung für Suchtkranke integriert.

Projekte im Bereich Museen und Schulen, die Schaffung wichtiger Dienstleistungseinrichtungen, die verantwortungsvolle Nutzung der natürlichen Ressourcen, Aktivitäten zum Erhalt der dörflichen Tradition und der regionalen Baukultur bei zeitgemäßer Umnutzung historischer Gebäude sowie der sorgsame Umgang mit dem öffentlichen Raum beweisen, dass es der Gemeinde beispielhaft gelungen ist, sich unter veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen neu zu orientieren.

Evaluiert: 2010