Blauen, Kanton Basel-Land, Schweiz

Das knapp 700 EinwohnerInnen zählende Blauen präsentiert sich als ländliche Kleingemeinde mit äußerst hoher Lebensqualität, auf einer Sonnenterrasse im Laufental mit einzigartiger Aussicht auf die markanten Jura-Höhen und in nur 25 km Entfernung zu Basel gelegen. Das Oberfeld, eine auch nach der Melioration erhaltene Kulturlandschaft aus Streuobstwiesen, ist nicht nur ein gelungener Übergang von Siedlung in Landschaft, sondern auch eine wieder geschätzte landwirtschaftliche Ressource, die aktiv in die landwirtschaftlichen Produktionsprozesse einbezogen wird.

Dennoch stand und steht Blauen mit dem geringsten Bevölkerungszuwachs im Amtsbezirk, einer stark zunehmenden Überalterung der Bevölkerung und zugleich außergewöhnlichen Belastungen des Gemeindehaushaltes vor enormen Herausforderungen. Deshalb entschied sich der Gemeinderat 2012 für eine „Vorwärtsstrategie“ mit dem Ziel, vermehrt Familien mit guter Steuerkraft als BewohnerInnen zu gewinnen. Als Bezugspotenzial dienen die 20.000 neuen Arbeitsplätze, die in der prosperierenden Pharma- und Biotechnologieindustrie der Region bis 2020/25 entstehen sollen.

Im Rahmen von professionell begleiteten SWOT-Analysen, breit angelegten Umfragen und Workshops wurden innerhalb eines Jahres die wichtigsten Problemfelder der Gemeinde identifiziert: restriktive Zonenvorschriften und Gebühren als Hemmschuh für die bauliche Entwicklung, mangelnde Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des einzigen Nahversorgers sowie das Fehlen von Kinderbetreuungseinrichtungen. Diese Defizitfelder wurden durch Projektgruppen aus Zivilgesellschaft und Gemeinderat sach- und lösungsorientiert bearbeitet. Über die Umsetzung der auf diese Art erarbeiteten Konzepte wurde einzeln basisdemokratisch abgestimmt und auffallend viele Projekte wurden zeitnah angegangen. Dies führte zu einer hohen Identifikation, einer neuen Dynamik und wachsendem „Mut zur Veränderung“.

Die Liberalisierung von Bauvorschriften führte dazu, dass denkmalgeschützte Gebäude mit sehr schlechtem baulichen Zustand abgerissen werden und Neues entstehen konnte. Die Neubauten im architekturhistorisch wertvollen Dorfkern müssen sich an der hohen baukulturellen Qualität der Vorgänger messen, ohne diese zu imitieren.  Dies betrifft auch das bald fertige „Begegnungszentrum“, das mit einem modernen Dorfladen und Bistro, einem „Dorfstübli“-Saal und einer Kindertagestätte zum Treffpunkt werden soll. Beispielgebend sind die betreubaren Wohnungen im ehemaligen Schulhaus: Zum Dorfplatz hin behält der stattliche Bau seinen ursprünglichen Charakter, während auf der Rückseite ein moderner Anbau für barrierefreien Zugang und Loggien sorgt. Die ältere Bewohnerschaft schätzt die zentrale Lage und den neuen Komfort in alten Mauern.

Eine regional wie auch national viel beachtete Lösung zur Ergänzung des Nahverkehrs wurde zusammen mit der Postbus AG durch die Einrichtung eines kommunalen Mitfahrnetzwerkes gefunden, bei dem etwa 90 Personen anderen DorfbewohnerInnen eine auf dem digitalen Postbusfahrplan einsehbare Mitfahrgelegenheit anbieten. Große mediale Resonanz brachte darüber hinaus die von der UNICEF verliehene Auszeichnung „Kinderfreundliche Gemeinde“, die Blauen als erste Schweizer Kleingemeinde erringen konnte. Erwähnenswert ist auch der vom Gemeinderat initiierte „Jugendrat“. Dem Motto „offen sein“ wird Blauen in vieler Hinsicht und jüngst insbesondere mit der herzlichen Aufnahme und Unterbringung syrischer Flüchtlinge direkt in der Dorfmitte mehr als gerecht.

Evaluiert: 2016