De Réidener Kanton, Luxemburg

Der „De Réidener Kanton“, ein interkommunaler Zusammenschluss von zehn Gemeinden, liegt im Westen Luxemburgs und bildet den Übergangsbereich vom ländlichen zum urbanen Raum der Stadt Luxemburg. In dem rund 27.000 ha großen Gebiet leben etwa 16.500 EinwohnerInnen aus 30 Nationen. Ein stetiger Bevölkerungsrückgang bis in die 1970er-Jahre und die Schließung von landwirtschaftlichen Betrieben, Unternehmen, staatlichen Einrichtungen und der Eisenbahnlinie ließen die Region ausbluten und machten sie zur rückständigsten im ganzen Land. 1990 schlossen sich zunächst vier Gemeinden zusammen, um die Trendwende einzuleiten, weitere sechs Gemeinden folgten nach. Oberste Zielsetzung war es, bedarfsgerechte, die Lebensqualität steigernde Einrichtungen zurückzuholen, die sukzessive in die Stadt ausgelagert worden waren.

Eine der ersten Aktionen war die gemeinsame Entwicklung regionaler Gewerbegebiete mit der gezielten Ansiedlung innovativer Technologie- und Gründerzentren. Viele klein- und mittelständische Betriebe aus der Ökoenergie-Branche und dem Baugewerbe schufen seitdem 500 Arbeitsplätze und tragen zur regionalen Wertschöpfung bei. Sie bilden eine Kooperationsgemeinschaft und arbeiten eng mit dem Netzwerk „Youth4work“ zusammen, das Jugendliche gezielt auf das Berufsleben vorbereitet. So ist es gelungen, die Jugendarbeitslosigkeit zu halbieren, die Jugendlichen besser zu qualifizieren und der Abwanderung entgegenzuwirken. Komplettiert werden diese Bemühungen durch das Attert Lycée, in dem Nachwuchskräfte im Bereich Ökologie und Energieeffizienz für lokale Unternehmen ausgebildet werden.

Bewusstseinsbildung und Vernetzung sind auch die Schlüsselbegriffe in den Bereichen Kultur und Soziales. Die erste interkommunale Kindertagesstätte ermöglichte es, die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie zu verbessern. Auch Jugend- und Seniorenangebote stehen im Zeichen der Vernetzung. Qualifizierte ErzieherInnen sensibilisieren Jugendliche für nachhaltige Entwicklung, SeniorInnen arbeiten in vielfältigen Projekten mit allen Generationen zusammen und stärken so den sozialen Zusammenhalt. Für die An- und Abreise zu Gemeinschaftsorten wird ein von den Kommunen finanzierter „Bummelbus“ bereitgestellt. Langzeitarbeitslose übernehmen den Fahrdienst und machen den Bus neben einer verkehrspolitischen, auch zu einer beschäftigungspolitischen Maßnahme.

Zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und zur Förderung sanfter Mobilität entstand 2011 das landesweit erste Netzwerk aus Ladesäulen für E-Fahrzeuge. Umweltverträgliche Mobilitätsformen werden zudem durch den Ausbau des regionalen Radwegenetzes und die Bereitstellung von E-Bikes unterstützt. Auch die Inwertsetzung der Kulturlandschaft sowie der Erhalt und die Umnutzung historischer Bausubstanz sind selbstverständliche Anliegen. Ein Kulturweg für Sehbehinderte und BesucherInnen mit eingeschränkter Mobilität fördert die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.

Die konsequente Verfolgung der Innenentwicklung manifestiert sich in der Erhebung vorhandener Flächen- und Gebäudepotenziale, ihrer gezielten Aktivierung und Umnutzung sowie in der Verhängung von Strafsteuern auf leerstehende Gebäude und Geschäfte.

Die zehn Gemeinden des Kantons haben mit beeindruckenden Maßnahmen bewiesen, dass breit angelegte Kooperationen gelingen und zu einer Steigerung der Lebensqualität führen können. Mit der Einbindung von ExpertInnen, PolitikerInnen und BürgerInnen sowie mit der mutigen Umsetzung von visionären Ideen hat sich der Kanton zu einem Wegbereiter für ganz Luxemburg entwickelt. Vor allem die Etablierung innovativer und nachhaltiger Energielösungen und der humanitäre Ansatz vieler Projekte führten zu einem „besseren Leben“ für alle.

Evaluiert: 2014