Montenau und Iveldingen, Ostbelgien, Belgien

Montenau und Iveldingen sind zwei kleine Orte in der belgischen Eifel mit zusammen rund 550 EinwohnerInnen. Beide Ortschaften sind in einem langen Prozess zusammengewachsen, ohne aber einen eindeutigen Ortsmittelpunkt zu haben. Zu der seit Jahrzehnten sehr konstruktiven Vereinsarbeit mit dem Schützenhaus und dem Musiklokal als sozialen Treffpunkten gründete sich 2018 die Dorfgruppe „Montingen“. Diese stieß einen Dorfentwicklungsprozess an.

Auf Grundlage einer Stärken-Schwächen-Analyse erarbeitete die Dorfgruppe unter professioneller Anleitung ein Leitbild unter dem Slogan „In der Grenzregion grenzenlos Eins“ und entwickelte langfristige Perspektiven und Strategien. Es gelang ihr, sehr schnell sehr viele Aktionen – sogar während der immer wieder Covid bedingt starken Einschränkungen – zu starten und lebendig zu halten. Auch dazu nutzte die Gruppe externe Beratung. Fachliche Hilfe durch ArchitektInnen und RaumplanerInnen wird auch weiterhin angestrebt. 2019 erhielt die Doppelortschaft den Dorfentwicklungspreis der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Die Versorgungsinfrastruktur der beiden Dörfer kann allgemein als gut bezeichnet werden.

Ein besonderer Schwerpunkt ist der Naturschutz mit dem kommunalen Naturentwicklungsplan als Grundlage. Für die unterschiedlichen Projekte wurden Projektdatenblätter erarbeitet,  die Projektziele, verschiedene Einflüsse, Inhalte und Zeitpläne enthalten. Hecken werden erhalten und geschützt sowie Insektenhotels, Nistkästen und Igelhäuser, insbesondere auch gemeinsam mit Kindern, gebaut und aufgestellt. Auch Blumenwiesen mit ortsüblichen Blühpflanzen wurden angelegt, die Pflege derselben erfolgt durch eine Arbeitsgruppe mit einem regen Austausch der Gartenfreundinnen und -freunde. Der durch das Gebiet von Iveldingen und Montenau verlaufende Bach Amel wurde in seiner mäandrierenden Form mit Begleitbepflanzung erhalten. Die Dörfergemeinschaft grenzt darüber hinaus an den so genannten Wolfsbusch, ein großes Waldgebiet, das erhebliche touristische Chancen bietet und für RadfahrerInnen, MountainbikerInnen und Wanderbegeisterte bestens erschlossen ist. Ein Fernradweg von Aachen nach Luxemburg läuft unmittelbar durch das Dorf. Eine ehemalige Goldwaschanlage wurde revitalisiert.

Durch die konstruktive Zusammenarbeit im Dorf werden NeubürgerInnen aktiv und offen empfangen. Im Rahmen der räumlichen Entwicklung werden über die Gemeinde Bauplätze an junge Familien abgegeben. Diese Bauplätze sind für die Bebauung mit Einfamilienhäusern vorgesehen. Es gibt einen Zonenplan aus dem Jahr 1977 mit ausgedehnten Ausweisungen, der eine zeitgemäße Raumplanung derzeit noch erschwert, eine Überarbeitung ist aber bereits in Planung. Dank der so genannten Ruinensteuer gibt es in der Gemeinde kaum Leerstand. An einem Verzeichnis für alte Hausnamen wird gearbeitet. Für die grüne Stromerzeugung ist ein Windpark in der Planungsphase.

Eine Besonderheit stellen die zahlreichen sozialen Aktivitäten auf freiwilliger Basis dar. Die „Hilfe für Krebskranke im Süden Ostbelgiens“ beispielsweise ist ehrenamtlich organisiert, sie bringt Kranke zu Reha-Einrichtungen oder erleichtert den Betroffenen ihre Arztbesuche. Die regionale Einrichtung wird ausschließlich über Spenden finanziert und verfügt über ein Netz an ehrenamtlichen FahrerInnen.

Die Doppelortschaft hat darüber hinaus das „Heinzeltelefon“ eingerichtet, über das HelferInnen für kleinere unterstützende Tätigkeiten in Haus und Garten vermittelt werden und das es älteren Menschen möglich macht, länger in den eigenen vier Wänden wohnen zu können. Diese konkrete Hilfe ist nicht gewerblich, sondern ausschließlich auf freiwilliger Basis tätig. Geplant ist auch die Etablierung eines regelmäßigen Spielenachmittages für Jung und Alt.

Zur Einbindung der Bevölkerung gibt es eine Dorfzeitung, die Montinger Dorfnews, auch Soziale Medien wie Whatsapp und Facebook werden zur Kommunikation genutzt.

Iveldingen und Montenau erweisen sich als aktive Dörfer mit bürgerschaftlich hoch engagierten Gemeinschaften, die mit dem Zusammenschluss und dem gemeinsamen Auftritt als „Montingen“ ihre Kräfte geschickt bündeln und ihre kommunale Entwicklung auf Basis eines professionell erstellten zukunftsorientierten Leitbildes vorantreiben. Im Sinne des Wettbewerbsmottos „Lokale Antworten auf globale Herausforderungen“ sind insbesondere das herausragende Engagement im Bereich des Naturschutzes sowie die zahlreichen sozialen Projekte, die älteren und kranken Menschen zugute kommen, hervorzuheben.

Evaluiert: 2020