Brda, Slowenien

Das Gebiet der rund 72 Quadratkilometer großen Gemeinde Brda bildet eine „kleine Tasche“ jenseits des Flusses Soča, unmittelbar an der Grenze zur italienischen Region Collio gelegen. Die Gemeinde zählt etwa 6.000 EinwohnerInnen in 45 Dörfern und Weilern. Bedingt durch die Grenzlage, eine schlechte Straßeninfrastruktur und den politisch bedingten Wegfall von einstigen Märkten handelte es sich nach dem Zweiten Weltkrieg um einen benachteiligten Raum mit einer stark sinkenden Bevölkerungszahl. Den absoluten Tiefpunkt stellte das Erdbeben im Jahr 1976 dar, das große Zerstörungen mit sich brachte.

Gleichzeitig erfolgte mit diesem einschneidenden Ereignis aber die Initialzündung für eine Neuorientierung in der Entwicklung und Erneuerung Brdas. Der Bau der Osino-Straße über italienisches Gebiet und die Öffnung der Grenzen nach der Staatsgründung Sloweniens stellten weitere Meilensteine zur positiven Entwicklung der Gesamtregion dar. Im Jahr 1994 erfolgte schließlich die Gründung der selbständigen Gemeinde Brda, die nicht zuletzt die Möglichkeit zur Selbstbestimmung und Neuorientierung beinhaltete: Die damals entwickelte Vision einer umweltfreundlichen und bürgernahen Gemeinde wurde vorbildlich umgesetzt und etabliert. Auch die Konzentration auf eigene Stärken wie den Weinbau und die Weinproduktion sowie den Oliven- und Obstbau in Verbindung mit sanftem Tourismus hat sich in hohem Maße gelohnt.

Die Grundlage für die Entwicklung bildeten und bilden bis heute Richtlinien und Maßnahmen, die unter Einbindung verschiedener Interessengruppen geplant wurden und sich deshalb hoher Akzeptanz seitens der Bevölkerung erfreuen. Auf diese Weise hat sich Brda einerseits zu einer Weinregion von Weltformat und andererseits zum Reiseziel insbesondere im Bereich der Top-Gastronomie entwickelt. Die Gemeinde zeichnet sich auch durch hervorragende grenzüberschreitende Aktivitäten, vor allem die Zusammenarbeit mit italienischen Partnerstädten und dem österreichischen Bundesland Kärnten, aus, die ebenfalls positive Auswirkungen auf die Entwicklung haben.

Die Kultivierung der autochthonen Rebsorte „Rebula“ trägt wesentlich zum sehr guten Ruf der Weinregion bei. Der Weinkeller der Familie Simčič, beispielhaft für eine ganze Reihe privater Initiativen, fügt sich etwa hervorragend in den Landschaftsraum ein und zeichnet sich durch seine hohe zeitgemäße Architekturqualität aus. Die Verbindung von Wein und Kunst durch die gleichzeitige Nutzung des Kellers als Galerie stellt eine beachtenswerte Innovation dar. Die Teilnahme an der Initiative „Artists in Residence“ führt viele KünstlerInnen in die Region Brda und zeugt von der Weltoffenheit im Ort.

Große Bemühungen werden auch zur Erhaltung der Kulturlandschaft mit ihren typischen Terrassen und zur Vermeidung von Monokulturen unternommen. Das Landschaftsbild übt einen besonderen Reiz aus und ist ein wichtiger Baustein für den touristischen Erfolg, der auf einer außergewöhnlichen Entwicklung beruht: der intensiven wirtschaftlichen Zusammenarbeit von WinzerInnen, Urlaub am Bauernhof-Betrieben und Gastwirtschaften. So ist ein besonders starker „sanfter Tourismus“ entstanden.

Der nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten erfolgte Wiederaufbau des historisch bedeutsamen Ortes Šmartno, der durch das Erdbeben 1976 schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war, stellt mit seinen vielfältigen kulturellen und musealen Aktivitäten ebenfalls einen touristischen Anziehungspunkt dar. Die Renovierung der Villa-Vipolže wiederum gibt Zeugnis einer gelungenen Verbindung von Alt und Neu auf höchstem gestalterischen Niveau, das Gebäude gilt zurecht als am schönsten renovierte Renaissancevilla Sloweniens. Gemeinsam mit dem ebenfalls vorbildlich renovierten Schloss Dobrovo stehen Veranstaltungsräume mit ganz besonderem Flair etwa für die Präsentation von Weinen oder für andere Events zur Verfügung.

Ein Projekt besonderer Bedeutung stellten die erfolgreichen Anstrengungen zur Ausweisung der Brda-Region und der dazugehörigen Weinbauregion Collio Goriziano als UNESCO-Weltkulturerbe dar. Im Jahr 2020 wurde die Brda-Region darüber hinaus in die Liste der weltweit 100 besten „Sustainable Tourism Destinations“ aufgenommen.

Große Infrastrukturprojekte wie die Wasserver- und -entsorgung wurden umgesetzt, ein Kindergarten in Passivhausstandard sowie mehrere Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz wurden im Zuge von  kommunalen Bauvorhaben realisiert. In sozialer Hinsicht ist vor allem das generationenübergreifende Jugendzentrum zu erwähnen, das insbesondere auch für Senior-Innen geöffnet ist und im Rahmen von Workshops, Seminaren und sonstigen Events zu einem Miteinander der Generationen einlädt. Abgerundet wird das umgesetzte Maßnahmenbündel zur Entwicklung der Gemeinde Brda durch Initiativen im Bereich der Mobilität: Neben einem Radwegekonzept sowie neuen Wanderwegen steht der installierte Hop-On/Hop-Off-Bus nicht nur Touristen, sondern auch der einheimischen Bevölkerung zur Verfügung.

Evaluiert: 2020