Rohrbach bei Mattersburg, Burgenland, Österreich

Die Gemeinde Rohrbach bei Mattersburg liegt nahe der ungarischen Grenze und ist sehr gut an den öffentlichen Verkehr wie auch das überregionale Straßennetz angebunden. Sie zählt 2.635 EinwohnerInnen und weist eine leicht rückläufige Bevölkerungsentwicklung auf. Das Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von 1.523 Hektar, der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen beläuft sich auf 12,4 Prozent.

Das wohl größte Potenzial der Gemeinde Rohrbach bei Mattersburg ist seine einzigartige, sanft hügelige Natur- und Kulturlandschaft, die sich im Übergangsraum zwischen den Ausläufern der Ostalpen und der ungarischen Tiefebene erstreckt. Mischwälder werden von strukturiertem Ackerland mit reichem Obstbestand und Weinbauflächen abgelöst, Streuobstwiesen, Trockenlandschaften und Feuchtgebiete – teilweise Schutzgebiete von europäischem Rang – beherbergen nicht nur eine enorme Vielfalt an Flora und Fauna, sondern zeichnen sich auch durch eine herausragende optische Qualität aus.

Die Menschen in Rohrbach sind sich dieses Schatzes bewusst. Für sie basiert ihre Lebens- und Standortqualität ganz wesentlich auf der paradiesischen Landschaft, weshalb ihrer Erhaltung eine zentrale Rolle zukommt. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit erachten sie dabei aber Ökonomie und Ökologie nicht als Gegensatzpaar, vielmehr lautet ihre Devise „Schützen durch Nützen“. Die Liste der umgesetzten und geplanten Maßnahmen ist lang und reicht von Baumpflanzungen über Strategien gegen die Zersiedelung bis hin zu Aktivitäten, die den Lebensraum erlebbar und erfahrbar machen. Exemplarisch sei die Schaffung des Obstsortengartens & Streuobstwiesenzentrums, das grenzüberschreitend angelegt ist und wissenschaftlich begleitet wird, genannt. Besondere Erwähnung verdienen auch die Neugestaltung und die Sanierung des Naturbadeteiches Rohrbach, der nicht nur für die ansässige Bevölkerung, sondern auch für den Tagestourismus sehr attraktiv ist und damit auch die regionale Wertschöpfung erhöht.

Große Anstrengungen werden im Bereich des Energiesparens und der Nutzung erneuerbarer Energiequellen aufgewendet. Man setzt dabei insbesondere auf Bewusstseinsbildung, Vernetzung und Kooperation und denkt auch intensiv über „smarte“ Sparpotenziale nach. Die Gemeinde geht mit gutem Beispiel voran und installiert Photovoltaikanlagen auf dem Gemeindehaus, dem Bauhof, dem Kindergarten und dem Badeteich-Haus, was eine Reduktion des CO2-Ausstoßes von mehr als 12 Tonnen mit sich bringt. Parallel dazu fördert sie Private beim Umstieg auf alternative Wärme- und Stromversorgung.

Einen hohen Stellenwert genießen auch die Themen Verkehrssicherheit und Mobilität. Ausgehend von einem umfassenden Konzept werden Sicherheitsmängel und Barrieren sukzessive behoben und Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung gesetzt. Ein Dorfbus, der allen BewohnerInnen für Fahrten im Ortsgebiet zur Verfügung steht, Taxigutscheine für SeniorInnen und Jugendliche sowie ein attraktiver Disco-Bus tragen maßgeblich dazu bei, dass die Mobilität aller GemeindebürgerInnen verbessert und der Individualverkehr mittels PKW reduziert wird. Allem voran geht es den RohrbacherInnen aber um Verkehrsvermeidung durch kurze Wege, weshalb der nachhaltigen Sicherung der Nahversorgung mit Gesundheits- und Sozialeinrichtungen sowie Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs große Aufmerksamkeit geschenkt wird. Demgemäß gibt es auch ausgeprägte Bemühungen, die Wertschätzung für lokale Betriebe und Produkte zu fördern und ihre Bedeutung für die regionale Wertschöpfung, die man auch durch die Forcierung eines naturnahen, sanften Tourismus stärken will, bewusst zu machen.

Die Gemeinde Rohrbach bei Mattersburg und ihre BewohnerInnen legen großen Wert auf die Erhaltung ihres gepflegten Ortsbildes, wobei Restaurierung und Revitalisierung stets gemeinsam gedacht werden. Gemäß dem Motto „Ganz Rohrbach ist Bühne für gesellschaftliches und kulturelles Leben“ werden Orte der Begegnung, der Kommunikation, des Wohnens, des Wirtschaftens, der Freizeitgestaltung für Jung und Alt, der Bildung, der Versorgung, der Bewegung und des kreativen Schaffens nicht nur eingerichtet, sondern oft auch räumlich zusammengeführt. Herausragendes Beispiel dafür ist die gelungene Generalsanierung und zeitgemäße Umnutzung des 400 Jahre alten, denkmalgeschützten Meierhofs und Fürstenkellers mit dem Ergebnis, dass das Ortszentrum damit nicht nur ästhetisch bereichert wird, sondern auch ein modernes Kultur- und Eventzentrum, ein Schießstand für Sportschützen, eine Kantine, ein Kaffeehaus, Starterwohnungen, ein Jugendzentrum und das außerordentlich serviceorientierte und bürgerfreundliche Gemeindehaus Platz finden.

Zahlreiche aktive Vereine und BürgerInnenbewegungen gestalten und prägen mit ihren vielfältigen Aktivitäten und Angeboten insbesondere in den Sektoren Bildung, Kultur und Sport das Dorfleben. Die Gemeindeführung dankt ihnen dieses Engagement mit finanzieller Unterstützung, großer Wertschätzung und der Bereitstellung einer Fülle von attraktiven Einrichtungen und notwendigen Infrastrukturen. Dabei ist man sehr darauf fokussiert, alle Generationen mit ihren speziellen Bedürfnissen zu erreichen und auch das Miteinander unterschiedlicher Bevölkerungs- und Altersgruppen zu fördern. Beispiele sind etwa die Errichtung von betreubaren SeniorInnenwohnungen samt Tagesbestreuungsstruktur, das Anlegen eines Generationenspielplatzes und die Erweiterung der bereits zahlreich vorhandenen Sportstätten um ein Baseball-Stadion und eine Paddel Cage-Anlage.

Dorferneuerung und Gemeindeentwicklung basieren auf einem umfassenden, langjährigen, und vorbildhaften Partizipationsprozess mit klaren Leitbildern, Umsetzungsstrategien, Evaluierungen und Visionen. So will man, neben anderem, Standort bedeutender Pilot- und Demonstrationsprojekte im Bereich neuer technologischer Systeme und Dienstleistungen werden und die Chancen der Digitalisierung im Sinne von Mensch und Umwelt optimal nutzen.

Evaluiert: 2020