Egyek, Ungarn

Die ostungarische Gemeinde Egyek beherbergt rund 5.300 Einwohnende und befindet sich im Komitat Hajdú-Bihar. Sie liegt verkehrsgünstig an einer der wichtigen Tourismusrouten und ist etwa 63 Kilometer von Debrecen, der zweitgrößten Stadt Ungarns, entfernt. Das Dorf ist Teil des Nationalparks Hortobágy, der – genauso wie die Nähe zur Theiß und zum Theiß-See – einen entscheidenden Faktor für die Entwicklung des Dorfes darstellt.Ökologische Werte und Umweltbewusstsein sowie der Ausbau der Infrastruktur spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung und Entwicklung der Gemeinde.

Man hat es vor zwölf Jahren geschafft, trotz der ausgesprochen schwierigen sozialen und schwachen infrastrukturellen Ausgangssituation einen bemerkenswerten Entwicklungsprozess in Gang zu setzen, der von hohem kulturellen und sozialen Bewusstsein getragen wird.  War Egyek vor 2010 noch von Arbeitslosigkeit, Leerstand, einem Mangel an Infrastruktur und Sicherheit geprägt, so hat sich das Bild bis heute stark gewandelt.

Zu verdanken ist dies vor allem dem Einsatz der VerantwortungsträgerInnen gemeinsam mit der ausgesprochen engagierten Bevölkerung. Einer der wichtigsten Schritte zur Verbesserung von Lebensqualität und infrastruktureller Ausstattung war etwa die in Kooperation mit zwei Nachbargemeinden umgesetzte Errichtung eines preisgekrönten Tierheimes für streunende Hunde, die das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung deutlich steigerte. Als prägende Schritte sind auch die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen seitens der Gemeinde und die Gründung von neuen sowie die Ansiedlung von bestehenden Unternehmen zu bezeichnen, wodurch zahlreiche neue Arbeitsplätze entstanden sind.

Die Stärkung der Gemeinschaft wird durch eine breit angelegte Unterstützung der örtlichen Vereine seitens der Gemeinde garantiert. Dazu gibt es verschiedene Programme und Maßnahmen, die der Zivilgesellschaft zur Verfügung stehen, wobei das Maß der Unterstützung von den für die Gesellschaft erbrachten Leistungen und der Qualität derselben abhängt.

In den letzten zwölf Jahren wurden zahlreiche Gebäude restauriert und der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt.. Bei Sanierungen werden traditionelle Bauweisen wie Schilfdachdeckungen berücksichtigt und alte Traditionen der Handwerkskunst eingesetzt. Sanierte Gebäude werden zumeist neuen Nutzungen zugeführt. Auf diese Weise  entstand eine Fülle an infrastrukturellen Einrichtungen wie das „Kreativhaus“, ein Gemeindezentrum, ein Beerdigungsbüro, ein Gästehaus, ein Restaurant, die Polizeiwache, ein Pflegeheim, ein Gesundheitszentrum, ein Kindergarten und eine Schule. Ergänzend wurde die Infrastruktur auch durch Neu- oder Zubauten erweitert. Renoviert wurden aber auch zentrale Elemente, die das kulturelle Erbe widerspiegeln, etwa der jüdische und der christliche Friedhof.

Mit der Schaffung von Infrastrutkuren einher ging auch eine deutlich Verbesserung des lokalen Dienstleistungsangebotes. So bietet das renovierte Gesundheitszentrum die Leistungen einer Vielzahl von Fachärztinnen und -ärzten. Zu erwähnen sind auch der Verpflegungsdienst für etwa 250 Personen und die Bereitstellung von Haushaltshilfen, die durch eine Partnerschaft mit der baptistischen Mission realisiert werden können. Weitere wichtige soziale Einrichtungen sind das „Zentrum neuer Chancen“ und das Zentrum für Behinderte, das ebenfalls in Kooperation mit der Baptistenmission ermöglicht wurde.

In Egyek versucht man, den Bedürfnissen aller Altersgruppen gerecht zu werden, und bietet daher auch Kultur-, Sport- und  Freizeitangebote sowie Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Jung und Alt. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Integration benachteiligter Menschen. So hat die Gemeinde beispielsweise Foren für Chancengleichheit, eine Ausbildungsförderung für benachteiligte Kinder, Kinderkrippen und ein einwöchiges Sommercamp für schulpflichtige Kinder am Balaton etabliert.

Große Bedeutung haben in der Gemeinde Maßnahmen gegen den Klimawandel und es wird dabei große ökologische Sensibilität an den Tag gelegt. Man versucht insbesondere, das Mikroklima positiv zu beeinflussen. In diesem Zusammenhang wurde die alte Lehmgrube im Zentrum des Dorfes ausgebaggert und saniert sowie ein See angelegt, der von Boot- und WasserradfahrerInnen genauso geschätzt wird wie von AnglerInnen. Neben der Vergrößerung der Wasseroberfläche sollen auch der Bau neuer Regen- und Binnenwasserkanäle und die Anlage schützender Waldstreifen dazu beitragen, ein günstiges Mikroklima zu schaffen. Im Bereich der erneuerbaren Energien hat die Stadtverwaltung Ballenheizkessel für Schilf und Stroh errichtet und Sonnenkollektoren auf öffentlichen Gebäuden installiert. Ein wichtiges Anliegen der Gemeinde ist es außerdem, Monokulturen in der Landwirtschaft zu vermeiden und vielfältige Pflanzkulturen zu etablieren, um einerseits Biodiversität zu gewährleisten und andererseits Arbeitsplätze in der Landwirtschaft zu sichern.

Egyek kann alleine in den letzten zehn Jahren auf rund 90 umgesetzte Projekte zurückblicken. Die bewusste Nutzung eigener Ressourcen und die Umwandlung von Schwächen in Stärken ist dabei bemerkenswert. Die deutliche Steigerung der Qualität lokaler Dienstleistungen und das breite Spektrum lokaler Beschäftigungsmöglichkeiten sprechen für sich. Als Ergebnis des Entwicklungsprozesses bietet das Dorf heute nicht nur befestigte Straßen und Wege, ein Regen- und Binnenwasserkanalsystem, eine neue Kläranlage mit neuem Kanalisationsnetz und ein gepflegtes, sauberes Ortsbild, sondern auch ein florierendes Gewerbegebiet, 42 Mietwohnungen, eine Fülle an Sport- und Freizeitanlagen sowie hochwertige Bildungs-, Gesundheits-, Betreuungs- und Sozialeinrichtungen. Die Verantwortlichen in Egyek zeigen deutlich auf, dass Investitionen in die infrastrukturelle Ausstattung das Dorfgefüge positiv beeinflussen und die Wertschätzung der Bevölkerung für den Lebensraum wesentlich erhöhen. Der konsequente Weg, der mit Bedachtsamkeit und Umsicht gegangen wird, stärkt die Identität, schafft Sicherheit und Vertrauen und lässt die Gemeinde zu einem attraktiven Lebensraum werden.

Evaluiert: 2022