Ehinger Alb, Baden-Württemberg, Deutschland

Die sechs Ortschaften Altsteußling, Däching, Munding, Granheim, Frankenhofen und Erbstetten mit ihren insgesamt rund 1.950 EinwohnerInnen sind Ortsteile bzw. Katastralgemeinden der Stadtgemeinde Ehingen und haben sich in einem losen Zusammenschluss als „Ehinger Alb“ zusammengefunden. Ehingen liegt gut 20 Kilometer südwestlich von Ulm und knapp 70 Kilometer südöstlich von Stuttgart entfernt. Die ehemals eigenständigen Gemeinden wurden 1974 eingemeindet – eine Veränderung, die damals nicht freiwillig erfolgt ist und teilweise bis heute nachhallt.

Die Besonderheit der Orte ist die jeweils gewachsene Struktur und ihre starke land- und forstwirtschaftliche Prägung. Verbindende Elemente sind die topografische Lage und die besondere Kulturlandschaft der Albhochfläche sowie die Zugehörigkeit zum Biosphärengebiet Schwäbische Alb, in dem ein Miteinander von Ökonomie, Ökologie und sozialen Aspekten angestrebt wird und dessen Informationszentrum in Däching von Ehrenamtlichen betreut wird.

Die sechs Dörfer verfügen über ein sehr aktives Vereinsleben, bei dem sich die dörferübergreifende Zusammenarbeit und Gemeinschaft besonders gut zeigt. Verbindend wirkt auch das gut ausgebaute Netz an Rad- und Wanderwegen, die teilweise als Themenwege geführt werden.

Der gemeinsame Entwicklungsprozess ist sehr jung und basiert vorwiegend auf Eigeninitiative und der Erkenntnis, dass weitreichende und nachhaltige Veränderungen auch in einer wirtschaftlich gut aufgestellten Region nur durch gemeinschaftliche Zusammenarbeit möglich sind. Insbesondere der Wunsch, die Dörfer zukunftsfähig und „enkeltauglich“ zu gestalten und zu erhalten, war dominierend und passte hervorragend zum Motto des Europäischen Dorferneuerungspreises 2020 „Lokale Antworten auf globale Herausforderungen“. Die Teilnahme an demselben und die intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Potenzialen im Zuge der Bewerbung werden als zentrales Fundament für die weitere Zusammenarbeit erachtet.

Unter aktiver Beteiligung der BürgerInnen werden in der Ehinger Alb Ziele und kleinere wie auch größere Projekte zur Erreichung derselben erarbeitet. Besonders erwähnenswert ist die Grundschule Erbstetten-Frankenhofen, die mit zwei Standorten als „Biosphärenschule“ etabliert wurde und daher besonderes Augenmerk darauf legt, den Kindern nachhaltiges Handeln, einen respektvollen Umgang mit der Natur sowie eine gesunde und faire Lebensweise näher zu bringen.

Weitere konkret umgesetzte Projekte reichen von Mitfahrbänken über die gemeinsame Sanierung der Biotop-Anlage und den Bau von Brunnen zur Bewahrung des kulturhistorischen Erbes bis hin zur Entwicklung eines gemeinsamen Logos, das auch auf den gemeinschaftlich gestalteten Begrüßungstafeln zu bewundern ist. Ein spannendes Projekt ist auch der „Weg der Besinnung und Einkehr auf der Ehinger Alb“ in Kooperation mit der Stadt Ehingen, der durch verschiedene Impulse Denkanstöße gibt. Der zertifizierte Wanderweg wurde ehrenamtlich konzipiert und wird auch ehrenamtlich unterhalten.

Die Stärkung der regionalen Wertschöpfung durch eine Ökologisierung insbesondere der Landwirtschaft ist in allen sechs Orten ein wichtiges Thema und wird von engagierten BürgerInnen vorangetrieben. In diesem Lichte ist das aus einer Bachelor-Arbeit entstandene Projekt „Alb-Quinoa“ zu sehen, im Zuge dessen seit 2018 die als Superfood geltende Pflanze auf den kargen Albflächen angebaut wird und dort optimale Bedingungen vorfindet. Auch die so genannte Hochzeitsallee ist ein Beitrag zur Biodiversität und stärkt gleichzeitig die Gemeinschaft. Jeder dort gepflanzte Obstbaum gehört einem Ehepaar, das für die Pflege der Bäume zuständig ist und dafür die Früchte selbst ernten darf. Erwähnenswert sind schließlich auch der Klimadialog, der als Podcast den BürgerInnen näher gebracht wird, die Zucht alter Rinderrassen, die in den örtlichen Hofläden direkt vermarktet werden, sowie die vorbildliche und ideenreiche Integrationsarbeit für Geflüchtete, die in der Ehinger Alb eine neue Heimat gefunden haben.

Das ehrenamtliche Engagement in den sechs Ortschaften ist insgesamt herausragend und mitreißend. Auch darf festgehalten werden, dass eine sehr gute Jugendarbeit geleistet wird, was wiederum dazu führt, dass sich die jungen Menschen intensiv in die Diskussion um die Zukunft ihrer Heimat einbringen und aktiv bei Projekten mitarbeiten. Auch die Offenheit für neue, innovative und vielfach auch kreative Ideen ist deutlich spürbar. Die Visionen und Ideen für die weitere gemeinsame Entwicklung der Region sind vielversprechend, zukunftsweisend und geben eine Reihe von Antworten auf die lokalen wie auch die globalen Herausforderungen unserer Zeit.

Evaluiert: 2020