Gleinstätten, Steiermark, Österreich

Die Gemeinde Gleinstätten mit rund 1.500 EinwohnerInnen liegt im Sulmtal und ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum zwischen den Bezirkshauptstädten Leibnitz und Deutschlandsberg. Auch im Bereich der regionalen Nahversorgung, als Schulstandort sowie als Sport- und Freizeitraum kommt Gleinstätten eine bedeutende Rolle zu. Der wirtschaftliche Leitbetrieb der Region ist die Tondach AG Gleinstätten, die in elf europäischen Ländern Produktionsstandorte unterhält.

Ein Glanzlicht mit überregionale Ausstrahlung ist das 1978 renovierte „Schloss Gleinstätten“, das die Volksschule und das Gemeindeamt beherbergt. Der überdachte Schlossinnenhof bietet sich für Konzerte, Lesungen, Ausstellungen u. ä. als Veranstaltungsort mit einem Fassungsvermögen von 500 Besuchern an. Rund um das Schloss liegt der Erlebnispark mit einem Naturerlebnispfad, der mit Tümpeln und vielfältigem Baum- und Pflanzenbewuchs Einblick in die Artenvielfalt dieses Lebensraumes gibt. Im zentralen Teil des Parks verschmilzt das Künstlerische mit dem Natürlichen zu einem “LandArt“ – Park“, der in etlichen Jahren von einer Vielzahl von Künstlern, aber auch von den Kindern des Ortes, gestaltet wurde. Die Gemeinde ist auch Mitglied im Naturpark „Südsteirisches Weinland“.

Die vielen Vorzüge wurden aber von einem gravierende Problem überschattet: Gleinstätten ist in seiner räumlichen Struktur geprägt von einer Durchzugsstraße, auf der täglich knapp 7.000 Fahrzeuge den Ort durchqueren, was zunehmend zu einer deutlichen Verarmung des Lebens im öffentlichen Raum führte. Schließlich wurde die aus technischen Gründen erforderliche Sanierung der Durchzugsstraße zum Anlass genommen, ein Pilotprojekt im Sinne der Shared-Space-Philosophie zu starten.

Shared Space bedeutet, dass der gesamte Straßenraum als öffentlicher Raum mit unterschiedlichen Nutzungen gesehen wird, wo eine Balance zwischen sozial motivierten und verkehrstechnisch dominierten Nutzungen anzustreben ist. In einem partizipativen Prozess gilt es zunächst ein soziales Leitbild zu entwickeln, das dann in ein räumliches Leitbild übersetzt wird, auf dessen Grundlage zuletzt die Detailplanung unter Berücksichtigung verkehrstechnischer Anforderungen erfolgt.

Gleinstätten startete diesen Partizipationsprozess am 1. Juli 2008, der mit einer Kette von Workshops bis zum Jahresende 2008 fortgesetzt wurde und an dem sich bis zu 120 BürgerInnen beteiligten. Nach dem alle weiteren Planungsschritte abgeschlossen waren, wurde im September 2009 die baulichen Umsetzung des Projektes in Angriff genommen.

Neben der überregionalen Aufmerksamkeit, die das innovative Bauprojekt bereits jetzt auf sich zieht, sind auch höchst positive gesellschaftliche Reaktionen und Konsequenzen zu verzeichnen. Der integrative Planungsprozess bewirkte eine maßgebliche Steigerung der innerörtlichen Kommunikation und des Selbstbewusstseins der BürgerInnen, was eine zusätzliche Hebung der Lebensqualität der BewohnerInnen mit sich bringt.

Gleinstätten zeichnet sich für die beispielgebende kulturelle Belebung von Schloss und umgebenden LandArt Park sowie die mutige und ungewöhnliche Umgestaltung einer lebensfeindlichen und trennenden Durchzugsstraße als Shared-Space-Projekt mit ineinander fließenden Straßenraumfunktionen aus.

Evaluiert: 2010