Kuniów, Opole, Polen

Kuniów liegt im südwestlichen Polen in der Woiwodschaft Opole und ist Teil der Gemeinde Kluczbork. Das Dorf befindet sich in der relativ ebenen, sandigen Niederungslandschaft eines Nebenflusses der Oder und ist von mildem Klima begünstigt. Die Einwohnerzahl ist seit der „samtenen Revolution“ von 2.000 auf aktuell 1.085 gesunken. Die Abwanderung erfolgte aus Gründen der Erwerbstätigkeit, gegenwärtig haben ca. 200 Personen in Kuniow ihren Zweitwohnsitz, sodass die tatsächliche Einwohnerzahl unter 900 liegt.

Der bereits seit mehr als fünf Jahren laufende Dorferneuerungsprozess erfolgt mit intensiver Bürgerbeteiligung und besitzt Abstimmungen wie auch Verankerungen in übergeordneten Planungsebenen und Institutionen. Schwerpunkte sind die Herausarbeitung der eigenen Werte und Ziele sowie die Wahrung und Pflege traditioneller Handwerke in Kombination mit erlebnis- und bildungstouristischer Ausrichtung, was von vielen Vereinen generationsübergreifend, auch mit überörtlichen Funktionen und Verflechtungen, getragen wird.

Die vielfach unkonventionellen Ideen entstehen bei den AkteurInnen durch den Blick in die Zukunft unter Beachtung der gegenwärtigen Tendenzen und Entwicklungen. So wird beispielsweise auf einer nur noch temporär für Güterverkehr genutzten Bahnstrecke eine Draisine als Erlebnisangebot verortet und beworben sowie in Kombination mit Agrotourismus angeboten.

Das lebendige Herz von Kuniów ist das „Kulturhaus“, eine aktive Schule für SchülerInnen bis zur 8. Klasse, die sich geöffnet hat und Raum bietet für Kindergarten, Jugend- und Bürgerarbeit. Sie fungiert als generationsübergreifendes Zentrum für Bildung, Begegnung und Betreuung sowie als Plattform der Ideenentwicklung. Dem „Kulturhaus“ angelagert sind die erlebnistouristischen Angebote Schmiede, Backhaus, Radweg mit einer Länge von 122 Kilometern und künftig auch Heimatstube.

Bemerkenswert ist der Fakt, dass Kuniów Gastgeber für eine Art „Dorferneuerungstourismus“ ist. AkteurInnen anderer Dörfer und Regionen sehen den Ort als Musterbeispiel und kommen, um Impulse zur Wahrung von Identität und Werten für ihr eigenes Dorf zu bekommen.

Ziel der Entwicklung der Landwirtschaft ist die Bewahrung und Weitergabe der vielen kleinen Höfe mit teilweise intensivierter Produktion an die nachfolgende Generation. Allerdings erscheint in den derzeit gegebenen Strukturen die langfristige Zukunftsfähigkeit vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Rahmenbedingungen der Agrarpolitik mit einem gewissen Risiko behaftet.

Die Thematisierung der bau- und siedlungsstrukturellen Elemente sowie die Formulierung von Zielen und Qualitäten für Siedlungserweiterungen werden als große Herausforderung erkannt. Positive Ergebnisse sind durchaus zu erwarten, wenn es gelingt, die gebaute Umwelt in ihrer Gesamtheit als Kulturgut zu verstehen und im Sinne der ländlichen, ortsspezifischen Baukultur weiter zu entwickeln.

Das Dorf Kuniów wird trotz der schwierigen Ausgangsbedingungen und gewaltigen Aufgaben, die es zu bewältigen hat, Zukunft haben. Denn – es bleibt sich treu. Es fasziniert mit realistischen und zugleich visionären Ideen und bereits gegenständlichen vernetzten Projekten sowie mit dem persönlichen Einsatz und dem engagierten, mitreißenden Schwung seiner BürgerInnen.

Evaluiert: 2008