Lastrup, Niedersachsen, Deutschland

Lastrup ist eine eigenständige Gemeinde in der Region Oldenburger Münsterland mit einem großem Hauptort und 14 in der Landschaft gelegenen kleinen Bauernsiedlungen, in aller Regel mit 30 bis 200 EinwohnerInnen. Zusammen mit zwei größeren Bauerschaften leben rund 3.500 Menschen außerhalb und 3.700 im Ort selbst. Lastrup liegt innerhalb des Erholungsgebietes Hasetal. In diesem Raum hat sich eine lebendige Kunstszene entwickelt, an der auch Lastrup mit seinem Kunst- und Kulturpark beteiligt ist. Nach wie vor gibt es viele Gewerbebetriebe in unterschiedlichen Größen, eine regionaltypische Landwirtschaft mit Schwerpunkt Pferdezucht sowie erste Tourismusbetriebe.

Die für die wirtschaftliche Entwicklung einst sehr wichtige „Vlämische Straße“ mitten durch den Ort hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die Zunahme des Verkehrs vom Segen zum Fluch gewandelt: Die Ortsmitte wurde zerschnitten, Fehlentwicklungen setzten ein. Nach langen Auseinandersetzungen über das Für und Wider konnte 2009 eine Ortsumfahrung realisiert werden, was zwar den Verkehrsdruck nahm, jedoch neue Mängel zu Tage brachte: Die öffentlichen Räume stellten sich als wenig einladend und nicht mehr funktionsgerecht dar, dörfliche Strukturen und Kommunikationsräume im öffentlichen Raum existierten kaum. So kam es 2012 zum Startschuss für einen erfolgreichen nachhaltigen Veränderungsprozess, der insbesondere darauf ausgerichtet ist, moderne Funktionsansprüche an den dörflichen Raum zu formulieren, das Ortszentrum auf die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen und die zurückgegangenen Kaufkraftströme wiederzubeleben. Dazu wurde in einem zweijährigen offenen Prozess mit den BürgerInnen ein umfassender Dorfentwicklungsplan erarbeitet.

Klar erkannt wurde etwa der Verlust früherer Begegnungszonen. Der historische Ortsmittelpunkt rund um die Straße wird jetzt durch die Gestaltung von Freiflächen im Umfeld wichtiger Gebäude  ein wenig verschoben. Mit dem geplanten Rückbau der Vlämischen Straße entstehen Flanierbereiche, die für Straßenfeste oder kleine Märkte genutzt werden können. Weitere Highlights sind der in Symbiose mit dem Pflege- und Altenheim St. Elisabeth Stift-Lastrup angelegte Dorfpark mit seiner Kunstszene oder die bevorstehende Renovierung vom Haus Meiners, das als zentrale Koordinierungsstelle für sämtliche Aktivitäten bürgerschaftlichen Engagements ohne direkten Bezug zum Rathaus fungieren wird.

Abgesehen von den ersten baulichen Gestaltungen und Planungen ist es vor allem die neu belebte Dorfgemeinschaft, die stark spürbar wird. Sämtliche gesellschaftlichen Gruppen, insbesondere auch Minderheiten wie Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder Flüchtlinge, sind in herausragender Weise einbezogen. Das manifestiert sich in einem Jugendgemeinderat, in einer Gleichstellungsbeauftragten, in einem Arbeitskreis Senioren, einer eigenen Inklusionsbeauftragten und einem Sozialkoordinator.

Lastrup hat über ein herausragendes Bürgerbeteiligungsmodell einen markanten neuen Beginn mit den Schwerpunkten Motivation und Inklusion höchst erfolgreich gestartet. Viele Projekte wurden in einem breiten, partizipativen Prozess mit den BürgerInnen geplant und trotz der überaus kurzen Zeitspanne des begonnen Prozesses bereits in ersten Schritten umgesetzt. Das Denken in Symbiosen sowie der prioritäre Schwerpunkt zum gesellschaftlichen Miteinander aller Generationen, Nationalitäten und Minderheiten stechen dabei ganz besonders hervor.

Evaluiert: 2016