Maldingen, Ostbelgien, Belgien

Die Ortschaft Maldingen liegt im östlichen Teil Belgiens nahe der luxemburgischen Grenze und ist zusammen mit 21 weiteren Dörfern Teil der Gemeinde Burg Reuland. Das Dorf verfügt über keinen eigenen Finanzhaushalt, weshalb dem Engagement der rund 360 Einwohnenden eine besonders wichtige Rolle zukommt.

Die Lage des Dorfes bringt eine Besonderheit mit sich: Es liegt an einer wichtigen Regionalstraße und verfügt über eine gute Verkehrsverbindung, die der Bevölkerung Zugang zu Dienstleistungen und Arbeitsplätzen in der Umgebung ermöglicht. Gleichzeitig steht man vor der großen Herausforderung, den Transitverkehr zu beruhigen und dadurch ein lebenswertes Dorfzentrum schaffen zu können. Eine weitere Herausforderung ist der Kampf gegen die Zersiedelung und die Schaffung von kompakten neuen Bebauungsflächen.

Aufgrund seiner schwierigen finanziellen Lage hat man sich in Maldingen mit Beginn des Entwicklungsprozesses im Jahr 2011 für die Realisierung kleinerer Maßnahmen entschieden, die mit Hilfe der Vereine selbst umgesetzt werden können. Zu diesem Zweck wurden große Anstrengungen unternommen, um die Vereine zu stärken und auf diese Weise die Dorfgemeinschaft insgesamt zu stärken. Einer der ersten Schritte war die Gründung des Vereins Dorfgemeinschaft Maldingen, der eine aktive Rolle im täglichen Leben des Dorfes spielt. Im Laufe der Jahre wurde auch eine Reihe anderer Organisationen gefördert (Elternvereinigung, Fußballclub, Junggesellenverein, Kirchenchor, Landfrauengruppe, Musikverein, Seniorenverein, Theaterverein usw.), die Freizeitaktivitäten für alle Altersgruppen in der Gemeinde bieten und gleichzeitig eine aktive Rolle im sozialen und kulturellen Leben von Maldingen spielen.

Die Dorfverwaltung steht in engem Kontakt mit den verschiedenen Dorfgruppen und die Bevölkerung ist aktiv eingebunden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Zukunftskonferenz Maldingen 2021, bei der die Gemeinde unter dem Motto „Unser Dorf hat Zukunft“ gemeinsam mit der Zivilgesellschaft Entwicklungsziele definiert hat. Als Ergebnis dieses Prozesses konnten im Dorf bemerkenswerte Ergebnisse hinsichtlich der Bewahrung von Traditionen, der Verbesserung der Verkehrssicherheit, der Stärkung der Identität und des Selbstbewusstseins der Bevölkerung, der Sensibilisierung für Natur und Umwelt sowie eines partnerschaftlichen Miteinanders der Generationen erreicht werden.

Die guten Beziehungen zwischen der Dorfverwaltung und der Bevölkerung werden nicht zuletzt durch sehr gute Information und Kommunikation begünstigt, so wurden und werden die Website erneuert, Infoblätter erstellt und Whatsapp-Gruppen eingerichtet und bespielt. Herzstück aller Bemühungen ist aber die Stärkung der persönlichen Begegnung sowohl im Alltag als auch zu besonderen Anlässen, nicht zuletzt auch um „alteingesessene“ und zugezogene EinwohnerInnen in Kontakt zu bringen. Eine ausgeprägt positive Willkommenskultur und die rasche Integration von Zugezogenen ist das Resultat.

Ein wichtiger Meilenstein war die Errichtung eines Vereinslokals als multifunktionaler Gemeinschaftsraum, der für alle offen ist und als Proberaum für den Kirchenchor und den Musikverein genauso fungiert wie als Tanzsaal und Veranstaltungsort von Festen, Konzerten, Theateraufführungen, Sport-events und dergleichen mehr. Zusätzlich zum Vereinslokal wurden durch die Umnutzung und Neugestaltung leerstehender Gebäude weitere Gemeinschaftsräume für die Bevölkerung geschaffen, die nicht nur das Freizeit- und Kulturangebot, sondern auch die Lebensqualität erhöht haben.

Im dörflichen Leben spielt der Nachhaltigkeitsgedanke eine wichtige Rolle. Der Schutz des ökologisch wertvollen Natura 2000-Gebietes „Hohes Venn“, die Entwicklung von umweltverträglichen Erholungsmöglichkeiten in der Umgebung und Bewusstseinsbildung für ein Leben im Einklang mit der Natur wurden als wichtige Ziele festgelegt. So entstand etwa ein Netz von Rad- und Wanderwegen und ausgeschilderten Wanderrouten, das die Einheimischen mit Erfolg dazu animiert, die Freizeit in der umgebenden Natur zu verbringen und gleichzeitig auch positive Effekte für einen sehr sanften Tourismus nach sich zieht. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Bereich entlang der alten Bahnlinie, der inzwischen aufgeforstet ist und einen markanten Grüngürtel am Rande des Dorfes bildet.

Durchaus erfolgreich zeigen sich auch die getroffenen Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit, insbesondere sind hier die spürbare Beruhigung an der stark befahrenen Regionalstraße, beispielsweise durch Fahrbahnverengungen und Geschwindigkeitsbegrenzungen, sowie eine bessere Kennzeichnung und Beleuchtung der Gehwege und Fußgängerübergänge zu nennen. Erwähnenswert sind außerdem die Innen- und Außenrenovierung der Kirche sowie ein ausgesprochen aktives Vereinsleben, das im jährlich erscheinenden Veranstaltungskalender eindrucksvoll belegt wird. Weitere Projekte, die im Rahmen der Zukunftskonferenz beschlossen wurden, sind bereits in Entwicklung oder Umsetzung – hier sind die Gestaltung des Dorfangers, die Obst- und Wildblumenwiese samt Insektenhotel, die Schaffung neuen Wohnraums und die Verbesserung der Nahversorgung als besonders markant einzustufen.

Insgesamt hat Maldingen gemessen an seinen finanziellen Möglichkeiten eine Reihe von bemerkenswerten Projekten umgesetzt, was vor allem der aktiven Zivilgesellschaft, einer ausgeprägten Kultur des Anpackens und der guten Kooperation der Dorfgruppe mit der Gemeindeführung zu verdanken ist. Dieses Engagement kann Vorbildcharakter für ganz Ostbelgien haben und neue Brücken zwischen den Menschen bauen. Das bewusst geförderte Engagement der Bevölkerung und das erfolgreiche Zusammenspiel der verschiedenen Akteurinnen und Akteure können als vorbildlich, gerade auch hinsichtlich des Wettbewerbsmottos „Brücken bauen“, für ganz Ostbelgien und darüber hinaus bezeichnet werden.

Evaluiert: 2014 und 2022