Marling, Südtirol, Italien

Marling ist eine Gemeinde in Südtirol und zählt 2.566 EinwohnerInnen. Bedingt durch die Nähe zu Meran und zur Landeshauptstadt Bozen herrscht einerseits ein hoher Siedlungsdruck, andererseits läuft man Gefahr, sich zu einer „Schlafgemeinde“ zu entwickeln. Mit rund 80 Beherbergungsbetrieben und etwa 230.000 Übernachtungen, überwiegend von Frühjahr bis Herbst, ist Marling als Tourismusgemeinde positioniert, in der auch die Landwirtschaft eine große Rolle spielt.

Auf dem Fundament touristischer und landwirtschaftlicher Erfolge sowie im Sog des allgemeinen Wohlstandes im Land konnte Marling über einen langen Zeitraum gleichsam aus dem Vollen schöpfen. Dennoch entschied man sich vor sieben Jahren dazu, die Zukunft nicht einfach kommen zu lassen, sondern bewusst zu gestalten. Die Diskussion von Zukunftsthemen in den Bereichen Soziales, Umwelt und Wirtschaft efolgte im Rahmen eines Leitbildprozesses als „Wegweiser Zukunft Marling 2008-2018“, der 100 Maßnahmen umfasst, die öffentlich und für alle sichtbar mit dem Datum der (geplanten) Erledigung im Gemeindeamt positioniert wurden. In vier Gruppen mit je sieben Sitzungen haben sich überdurchschnittlich viele MarlingerInnen daran beteiligt.

In einem Agenda 21-Prozess werden weitere Themen bearbeitet und die Ergebnisse des Leitbildes vertieft. Neben dem Leitbild ist der Nachhaltigkeitsbericht der Gemeinde Marling, übrigens der erste seiner Art in ganz Italien, als das zweite maßgebliche Dokument für die Zukunftsgestaltung anzusehen.

Für die Weiterentwicklung des Zentrums wurde ein Gesamtkonzept erstellt. Es umfasst neben dem Kindergarten auch Erweiterungsmöglichkeit für den Friedhof und Oberflächengestaltungen. Durch das Erhalten der Betriebe und Möglichkeiten, Veranstaltungen durchzuführen, konnte das Ortszentrum weiter belebt werden. Mit Impulsreferaten und einer Ausstellung „Grün planen“ wurde auch der Grün- und Freiraumgestaltung besonderes Augenmerk geschenkt. Die Konzepte wurden unter Einbeziehung externer ExpertInnen entwickelt.

Durch den Siedlungsdruck soll Wohnbebauung nur eingeschränkt ermöglicht werden. Ein Projekt am Ortsrand ist als Abrundung der bestehenden Bebauung vorgesehen. Dabei sichert sich die Gemeinde kostengünstiges Bauland für die nächsten 15 bis 20 Jahre. Eine Gewerbezone wurde im Talbereich ausgewiesen und findet dort eine optimale Verkehrsanbindung.

Eine interkommunale Zusammenarbeit erfolgt mit der Gemeinde Tscherms in den Bereichen Wertstoffhof, betreutes Wohnen, Kindertagesstätte und bei den Themen Mobilität und Energie. Die Gemeinde ist auch in andere Netzwerke eingebunden, Beispiele dafür sind die Europäische Akademie, das Klimabündnis und „Gemeinde mobil“.

Im sozialen Bereich wurde die Zeitbank Marling gegründet. Dabei erbringen die Mitglieder gegenseitig Leistungen, für die sie Stunden gutgeschrieben erhalten. Diese Stunden können für Gegenleistungen anderer Mitglieder eingesetzt werden. Eine Versicherung der Mitglieder erfolgt durch die Gemeinde. Derzeit engagieren sich 18 Personen, Tendenz steigend. Ein Seniorenleitbild ist in Ausarbeitung. Mit Verordnungen zum Alkoholmissbrauch und zur Lärm- und Lichtverschmutzung möchte die Gemeinde das Zusammenleben weiter erleichtern und die Lebensqualität erhöhen. Jugendliche, die öffentliches Gut beschädigen, werden zu Sozialdiensten verpflichtet. Ein Jugendforum dient als Schnittstelle zwischen den Jugendlichen und der Gemeinde.

Auch dem Thema erneuerbare Energie wird ein großer Stellenwert zugeordnet. Eine 800 m2 große Photovoltaikanlage wurde am Wertstoffhof angebracht, zahlreiche private Anlagen wurden ebenfalls errichtet.

Die Ausgewogenheit der nachhaltig ausgerichteten Maßnahmen und Vorhaben, die Intention, dabei stets das Wohl der Bevölkerung im Auge zu haben, das Bemühen, Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit zu erhalten und sich verstärkt als multifunktionaler Lebens-, Wohn-, Wirtschafts- und Touris-

musort zu positionieren, die offensive Informations-und Kommunikationsarbeit der Gemeinde und die breite Förderung von Ehrenamt und BürgerInnenbeteiligung tragen wesentlich zur Stärkung der Identität, zur Verbesserung der Lebensqualität und damit zur Zukunftsfähigkeit der Gemeinde bei.

Evaluiert: 2012