Niederhelden, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Niederhelden ist ein kleines, aber sehr unternehmerisches Dorf mit 310 EinwohnerInnen und Ortsteil der Stadt Attendorn im Landkreis Olpe. Der durch Fachwerkbauten geprägte Ort liegt in einer flachen Mulde am Repebach im südwestlichen Sauerland.

Von seiner historischen Entwicklung her handelt es sich um ein einstmals eher wohlhabendes Bauerndorf. Mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft verlor sich diese Funktion zunehmend, was von den Niederheldener Bauern rechtzeitig erkannt wurde. In einem weitreichenden Prozess erfolgte die wohlüberlegte Umstellung auf ein Tourismusdorf. Heute verfügt Niederhelden über rund 300 Gästebetten in zwei 4-Sternehotels und etlichen Pensionen. Parallel zur Entwicklung im Ort wurde das Freizeitangebot auch in der Landschaft ausgebaut. So bieten sich heute in der umgebenden sanften Hügellandschaft Möglichkeiten zum Wandern und Naturerleben, aber auch zum Reiten oder Golfspielen.

Trotz dieses erfolgreich vollzogenen kompletten Funktionswandels ist die Landwirtschaft nach wie vor im Dorf präsent. Sie wurde in den letzten Jahrzehnten auf extensivere Wirtschaftsweisen umgestellt, ist jedoch durch viele Blickbezüge in die Fluren sowie durch Wiesen mit Weidevieh bis in das Dorf hinein deutlich spürbar geblieben. Mit diesem Schritt zur Extensivierung waren gleichzeitig der Aufbau von Veredelung und Vermarktung sowie die Entwicklung von touristischen und sozialen Dienstleistungen verbunden.

Ein weiterer Anschub für den Umstieg auf eine umweltschonende Landwirtschaft war auch die Nutzung als „Wasserschutzgebiet Repetal“ für Teile des Landkreises Olpe mit entsprechenden Schutzauflagen und Kontrollen. In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass sogar der Golfplatz, der im Wasserschutzgebiet liegt, den strengen Schutzmaßnahmen gerecht wird.

Die historische Bausubstanz ist im Zuge erfolgreichen Wirtschaftens und bürgerlichen Engagements überwiegend bestens gepflegt. Erweiterungen der Höfe für den Fremdenverkehr greifen das Bild der traditionellen Fachwerkbauten auf. Auch für kleinere Ortserweiterungen werden umfangreiche Gestaltungssatzungen bindend. Diese vom sauerländischen Fachwerkbau geprägte äußere Erscheinung ist zweifellos auch ein Anziehungspunkt für den Tourismus. Besonders gelungen und fachlich hervorragend gelöst präsentiert sich die Durchgrünung des Ortes mit heimischen und standortgerechten Bepflanzungen samt ökologisch wertvollen Ruderalflächen. Entlang der Repe wurde ein „Natur-im-Dorf-Pfad“ errichtet, der wieder weitere Bemühungen auslöst, das Bachbett ökologisch aufzuwerten.

Für die NiederheldenerInnen gibt es zwar keine Sozialeinrichtungen im herkömmlichen Sinn, trotzdem funktioniert das soziale Miteinander durch die besonderen Bindungen und gelebten Beziehungen von Jung und Alt. Dazu gehört beispielsweise auch die Integration von neun sozial benachteiligten Mädchen, die unter fachlicher Betreuung auf einem Bauernhof die Chance bekommen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln und gleichzeitig in das soziale Miteinander des Dorfes voll eingebunden zu sein. Die Niederheldener Jugendlichen sind offensichtlich dermaßen stark in das Vereinsleben integriert, dass es immer wieder junge „RückkehrerInnen“ gibt, die es nach ihrer Ausbildung und ersten Berufsjahren zurück in ihr Heimatdorf zieht.

Ein besonderer soziokultureller Schwerpunkt hat sich rund um die Kirche, die einem privaten „Kapellenverein“ mit 43 Mitgliedern gehört, gebildet. Neben der Pflege vieler traditioneller kirchlicher Feste besticht vor allem die Offenheit der Glaubensgemeinschaft, auch Fernstehende oder Andersdenkende einzubeziehen.

Niederhelden gibt in der Großgemeinde Attendorn offenbar Beispiel für andere Orte. Das verschafft entsprechend gutes Gehör und Bereitschaft in der Stadt Attendorn, Maßnahmen des kleinen Ortes besonders zu unterstützen. Die bisher wahrgenommenen Chancen und getätigten erfolgreichen Umsetzungen und Umstrukturierungen erscheinen wirtschaftlich als voll tragfähig und gewährleisten damit einen Weiterbestand des sehr kleinen Dorfes als vitaler und qualitätsvoller Lebens- und Wirtschaftsraum.

Evaluiert: 2012