Rosenbach, Sachsen, Deutschland

Die 1994 gegründete Gemeinde Rosenbach liegt im Landkreis Görlitz und zählt rund 1.750 EinwohnerInnen. Hervorgegangen ist die Gemeinde aus der Zusammenführung der Orte Bischdorf und Herwigsdorf, beide in unmittelbarer Nachbarschaft am Rosenbach gelegen, der somit Namensgeber für die neue Gemeinde wurde. Rosenbach ist ein „grüner Ort“, eingebettet in eine sehr attraktive Naturlandschaft mit 97 ausgewiesenen Landschaftsschutzgebieten.

Die Ausgangssituation gestaltete sich nach der Wende für die beiden Dörfer im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien als sehr problematisch, zumal es nach dem Zusammenbruch der ortsansässigen LPG nahezu keine Erwerbsmöglichkeiten vor Ort gab. Dementsprechend fand auch ein Abwanderungsprozess im ganzen Landkreis statt, dem sich die Orte Bischdorf und Herwigsdorf vehement entgegen stellten. Bürgerschaftliches Engagement als Motor für neue Entwicklungschancen ist seit den frühen 90er-Jahren das Motto der Gemeinde, das zu einer beachtlichen Trendwende geführt hat und sie zu einer Vorzeigegemeinde im Landkreis machte.

1991 wurden beide Dörfer Modellgemeinden und entwickelten getrennte, aber doch sich ergänzende Entwicklungsleitbilder. Bis heute werden diese Konzepte  fortgeschrieben und die Gemeinde von einem Planungsbüro begleitet. Wichtige Festlegungen betreffen die Siedlungsentwicklung sowie den Erhalt und die Revitalisierung der bestehenden Baustruktur. Im Vordergrund stehen dabei Nachverdichtungsmaßnahmen im Kontext mit der örtlichen Morphologie sowie die Ausweisung von Neubaugebieten, die die Typologie der Waldhufenflur weitertragen.

Für die baukulturelle Erneuerung wurde ein Handbuch erarbeitet, das sich mit Formensprache und regionalen Materialien auseinandersetzt und Grundlage für Sanierungsmaßnahmen ist.

Die Gemeinde Rosenbach nimmt heute an verschiedenen EU-Programmen teil und arbeitet grenzüberschreitend mit mehreren Gemeinden zusammen. Dem Motto, ein familienfreundliches Dorf zu sein, wurde schon früh höchste Priorität eingeräumt. Die positiven Auswirkungen sind bemerkenswert: Rosenbach konnte, im Gegensatz zum Landkreis, die Abwanderung nicht nur stoppen, sondern weist heute   sogar einen Geburtenüberschuss auf.

Wichtigste Bausteine auf diesem erfolgreichen Weg sind aktive, engagierte und offene BürgerInnen, ein ausgeprägtes Vereinsleben, die Bereitstellung von leistbarem Bauland, attraktive Freizeiteinrichtungen sowie eine hervorragende Infrastrukturausstattung, zu der nicht zuletzt das neue Trink- und Abwassersystem zählt. Geradezu herausragend ist das komplette Kinderbetreuungsmodell in Rosenbach. Ob Tagesmutter oder Hort für die Kleinsten, Kindergarten und Schule, alles wird angeboten und auch angenommen, weshalb die Frauenerwerbsquote auch bei 80 % liegt.

Aus der ursprünglichen LPG sind mehrere landwirtschaftliche Betriebe unterschiedlicher Größe hervorgegangen. Ihr Motto: weg von der Agrarindustrie, hin zu nachhaltiger Kreislaufwirtschaft. Die Landwirtschaftsbetriebe bilden Lehrlinge gemeinsam aus, um so den jungen Menschen eine durchgehende und umfassende Ausbildung zu gewähren. Auch die Zusammenarbeit mit Kindergarten und Schule wird seit Jahren gesucht, wo in spielerischer Form das Verständnis für Natur, bäuerliche Produktion und Tierhaltung vermittelt wird. Derzeit gibt es vier Biogasanlagen, deren Abwärme für die eigene Produktion genutzt wird. Im Bereich der Forstwirtschaft ist man bestrebt, die Kleinteiligkeit der Landschaft zu erhalten und den Mischwald wieder zu stärken.

Beispielhaft für die Offenheit der Gesellschaft und die Bemühungen um die  Revitalisierung alter Bausubstanz ist das Projekt der AWO (Arbeiterwohlfahrt Oberlausitz), die einen bestehenden Bauernhof saniert hat und dort drei Wohngemeinschaften für behinderte Menschen führt. Gemeinsame Feste und die aktive Teilnahme am Leben im Dorf sind ein Beispiel für eine gelungene Integration.

Erwähnenswert ist auch die aktive Kirchengemeinschaft, die dem gesellschaftlichen Leben starke Impulse gibt. Die Kirche in Bischdorf teilen sich die Gläubigen übrigens mit der größten Fledermauskolonie im Landkreis.

Zukunftsperspektiven bietet der Reitwandertourismus, wo Rosenbach als Pionier vorausgeht. Das regionale Angebot ist im Aufbau und soll künftig verstärkt Wertschöpfung für die Gemeinde bringen. Insgesamt ist zu beobachten, dass es aufgrund der allgemeinen Entwicklung der Gemeinde, insbesondere mit dem dichten Netz an Kinderbetreuungseinrichtungen, auch zu Neugründungen kleiner Handwerksbetriebe kommt und dass bestehende Betriebe in ihrem Bestand gesichert werden.

Die Gemeinde Rosenbach beweist eindrucksvoll, dass sich kleine Gemeinden, basierend auf bürgerlichem Engagement, auch in schwierigen Zeiten erfolgreich gegen Trends stellen können und dass Kreativität, Überzeugungskraft, visionäres Denken, gepaart mit Mut und Durchhaltevermögen, zu überzeugenden, Zukunft schaffenden Lösungen zu führen mögen.

Evaluiert: 2012