Spišský Hrhov, Slowakische Republik

Spišský Hrhov ist ein rund 1.300 EinwohnerInnen zählendes Dorf, das in unmittelbarer Nähe zur einst sehr bedeutsamen Kreisstadt Levoča liegt und von einer hügeligen Landschaft umgeben wird. Zahlreiche impossante Gebäude spiegeln das reiche historische Erbe des Ortes wider, allen voran das neobarocke Schloss, die Kirche, eine alte Brücke und das malerische Ortszentrum, das restauriert und um Holzplastiken, die von kreativen BewohnerInnen gefertigt wurden, ergänzt ist.

Die Infrastruktur ist gut ausgebaut und ein Gemeindezentrum, ein Freibad, ein Wellness- und Fitnesszentrum und Sportplätze sowie eine Galerie samt Werkstätte stehen Einheimischen wie auch BesucherInnen zur Verfügung. Eine Tagesstätte für SeniorInnen mit einem vielfältigen Angebot an Aktivitäten und kulturellem Programm ergänzt das Portfolio.

Die Gemeinde war eine der ersten in der Slowakei, die einen umfassenden Dorfentwicklungsplan erstellt und ab 2003 konsequent umgesetzt hat. Darin präsentieren sich wirtschaftliche, soziale, kulturelle, ökologische und städtebauliche Komponenten miteinander vereint.

Was Spišský Hrhov ganz besonders ausmacht, sind seine Menschen. Rund ein Drittel der Bevölkerung wird von der Gruppe der Roma gestellt, mit denen man gemeinsam Wege sucht und findet, um ein harmonisches Zusammenleben und gute Lebens- und Arbeitsbedingungen für alle zu erreichen. So geht es in der Dorfentwicklung darum, in gleicher Weise Arbeitsplätze für Nicht-Roma und Roma zu schaffen.  Dabei hat die Gemeinde einen ausgesprochen innovativen und mutigen Weg eingeschlagen, indem sie selbst ein Unternehmen gegründet und nachhaltige Arbeitsplätze geschaffen hat – und das mit wirtschaftlichem wie auch sozialem Erfolg. Einerseits schreibt die Firma jährlich Gewinne, die der Kommune für neue Investitionen in die Entwicklung zur Verfügung stehen, und andererseits konnten die vorher weitgehend arbeitslosen MitbürgerInnen der Gruppe der Roma Beschäftigung, eine finanzielle Verbesserung ihrer Lage und ein deutliches Mehr an Akzeptanz finden. Besonderes Augenmerk wird dabei auch auf Chancengleichheit für Frauen gelegt.

Besondere Bedeutung kommt auch dem Bildungsbereich sowie dem Schulwesen zu, das auf Integration und auch darauf ausgerichtet ist, ein Miteinander verschiedener Lebensstile und Kulturen zu fördern. Die Schulleitung hat dafür ein integratives Konzept entwickelt, das vor allem auf intensiver Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern basiert. Im Mittelpunkt stehen die Förderung von Talenten und das Verständnis für einander und für die Kultur der und des jeweils anderen. Neben den herkömmlichen Kulturtechniken wird besonderes Augenmerk auf den Erwerb von Fremdsprachen, aber auch auf Naturerleben und handwerkliche Fähigkeiten gelegt. Die stete Weiterbildung des pädagogischen Personals wird seitens der Gemeinde gefordert und dementsprechend gefördert. Bemerkenswert ist auch, dass es neben der Grundschule auch eine Kunstschule gibt, in der Musik, Tanz, Literatur, Theater sowie audiovisuelle und multimediale Gestaltung gelehrt werden.

Die in Spišský Hrhov gelebte Überzeugung, dass Ablehnung, Feindseligkeit und Ignoranz im Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Kulturen keinerlei Lösung beinhalten, während ein Miteinander auf Augenhöhe mit dem Einräumen von bestmöglich gleichen Chancen, Rechten und Pflichten zum Erfolg führen kann, beeindruckt nicht nur, sondern wird in ihrer Richtigkeit bestätigt. Denn die Lebensqualität und der Wohlfühlfaktor konnten Dank der intensiven Integrationsbemühungen für alle DorfbewohnerInnen deutlich gesteigert werden.

Dieses Dorf wird dem Motto „offen sein“ auf herausragende Art und Weise gerecht und darf in dieser Hinsicht als Vorbild und Inspiration für ganz Europa bezeichnet werden.

Evaluiert: 2016