Umhausen, Tirol, Österreich

Die Gemeinde Umhausen zählt rund 3.000 EinwohnerInnen auf einer Fläche von 13,74 km2 und umfasst fünf Ortsteile. Sie liegt auf einer der Talstufen des Ötztales auf einer Seehöhe von 1.040 m und hatte zur Zeit des Säumerverkehrs über den Alpenhauptkamm die Funktion einer bedeutenden Raststation.

Das Tiroler Ötztal entwickelte sich im vergangenen Jahrhundert zu einer der touristischen Spitzenregionen im alpinen Raum, wovon auch das landwirtschaftlich geprägte Umhausen nicht unberührt blieb, was eine wirtschaftliche Dreiteilung in Landwirtschaft, Handwerk/Gewerbe und Tourismus zur Folge hatte. Bedingt durch überregionale Veränderungen, insbesondere der Verkehrsinfrastruktur, und verschärft durch die Schließung eines traditionsreichen Gasthauses im Ortszentrum, drohte Umhausen im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts zu einem reinen Pendler- und Schlafdorf mit verarmten dörflichen Strukturen und zu einem Durchzugsraum auf dem Weg in die eigentlichen Destinationen zu werden.

Anfang der neunziger Jahre gründete sich eine kleine Interessengruppe, aus der wenig später die Dorferneuerungsbewegung erwuchs, die im Laufe der Folgejahre unter starker Einbindung weiter Teile der Bevölkerung einen Leitbildentwurf und ein Dorferneuerungskonzept erarbeitete. Sie dienten als Basis für die nachfolgende Umsetzung einer Vielzahl an vielfältigen Projekten. Kleinen Maßnahmen, vorrangig Gestaltungen und Sanierungen im Bereich von Ortsbild und Flur, folgten immer anspruchsvollere Projekte, die insgesamt darauf abzielten, die ökonomische Basis zu stärken, Umwelt und Natur einen höheren Stellenwert zu geben, die Familienfreundlichkeit zu erhöhen sowie Gesundheit, Bildung und Kultur zu fördern.

Exemplarisch seien die Errichtung einer Kneippanlage, die Umstellung des Freibades auf biologische Wasserreinigung und eine Reihe weiterer Aktivitäten zum Thema Wasser, die Revitalisierung eines Gasthofs und des Dorfkerns, die Installierung eines Telezentrums als Bildungsplattform für den ländlichen Raum, die Förderung der Direktvermarktung bäuerlicher Produkte, die umfassende Verbesserung der touristischen Infrastruktur und der Erreichbarkeit des Stuibenfalls, des höchsten Wasserfall Tirols, sowie die Schaffung einer Kustwerkstatt und weiterer kultureller Initiativen genannt.

Die historische Bedeutung als Ort an einer Passstraße war Ausgangspunkt für das Umhausener Leuchtturmprojekt, für die Errichtung eines Archäologieparks unter der Patronanz der populären Gletschermumie vom Hauslabjoch, des jungsteinzeitlichen Passgängers „Ötzi“. Unter der anfänglich skeptischen Fachbetreuung durch das archäologische Institut der Universität Innsbruck wurde an einem geeignetem Ort unter Weiterverwendung von Steinzeit-Filmbauten und ergänzenden Zäunen, Hütten und Gehegen das „Ötzidorf“ errichtet. Ein neu gebautes Informationszentrum beherbergt eine Ausstellung, Info-Tafeln und einige weitere Serviceleistungen, darunter Videopräsentationen, und unterstützt damit die Besucher, die passenden Angebote an Führungen auszuwählen. Offerte, vorrangig für Kinder und Jugendliche, praktische, experimentelle Archäologie zu betreiben, stechen dabei besonders hervor.

Neolithische Brotbacköfen, Keramikbrennöfen, Steinabschlagplätze und ein kleiner Gartenacker mit frühzeitlichen Getreidesorten und Feldfrüchten sind weitere Bestandteile des Ötzidorfes. Sie ermöglichen es, dass die Herstellung von Werkzeugen und Kleidung sowie die Gewinnung und Bereitung von Nahrung unter fachlicher und museumspädagogischer Anleitung beobachtet, gelernt und ausgeübt werden können. Das Freigelände ist mit Tieren belebt: Auerochsen,Pzewalskipferde, Mangalitzaschweine und Bergziegen vermitteln so eine Vorstellung von den neolithischen Haustieren.

Der archäologische Freilichtpark genießt hohe Akzeptanz und erweist sich insbesondere bei Familien und Jugendlichen als gerne besuchte Attraktion.

Die Gemeinde Umhausen fand auf der Suche nach Steigerung ihrer touristischen Attraktivität und im Bewusstsein um seine Lage an einer historischen Passstraße eine besondere Nische. Aber nicht nur der archäologische Freilichtpark, der immer mehr BesucherInnen anzieht, sondern auch die abgestimmte qualitätsvolle agrotouristische Weiterentwicklung und die Restrukturierung der traditionellen Kulturlandschaft stärkten die Wirtschaftskraft, das Selbstbewusstsein und den Zukunftsglauben der Umhausener BürgerInnen.

Evaluiert: 2008